Etwa 30.000 Endometriose-Neuerkrankungen gibt es pro Jahr, 4–30 % aller Frauen im geschlechtsreifen Alter sind betroffen. Doch „noch immer habe ich keine Ahnung, woher diese endometriumartigen Zellverbände außerhalbe des Cavum uteri kommen“, so Prof. Stefan P. Renner, Leonberg. Dessen ungeachtet ist der lange Zeitraum von den ersten Symptomen bis zur Diagnose das Problem. Dieser liegt im Mittel bei sieben Jahren. „Wir übersehen die Endometriose häufig“, so Renner. Als Grund nannte der die eher unspezifischen Symptome. In seinem Patientinnenklientel treten nicht nur die eher typischen Beschwerden Dysmenorrhö und Unterbauchschmerzen auf, sondern auch Übelkeit, Darmsymptome, Kopfschmerzen und Schwindel, Magenbeschwerden bis hin zu häufigen Infektionen und subfebrilen Temperaturen.

Zweiblättriges Spekulum verwenden

Zu den obligaten Untersuchungen bei Verdacht auf Endometriose gehört die Inspektion mit einem zweiblättrigen Spekulum. Damit lässt sich eine Endometriose im Scheidengewölbe erkennen. Bei der Palpation zur Erkennung derber knotiger dolenter Infiltration des Septums sollte immer auch rektal untersucht werden. Ebenfalls notwendig ist die vaginale Sonographie um etwa Veränderungen an Uterus oder Ovarien zu erkennen.

Therapie nach Stufenplan

Für die Therapie der Endometriose schlug Renner ein Stufenschema vor, beginnende mit niedrig dosierten nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR), die unspezifisch schmerzlindernd wirken. Er räumte allerdings ein, dass es dazu keine randomisierte Studie gibt: „Ibuprofen ist nicht studienbasiert!“ Ist die Wirksamkeit nicht ausreichend, lassen sich Endometriosebeschwerden durch orale Kontrazeptiva, gegebenenfalls auch Dienogest reduzieren. Andernfalls ist ein laparoskopischer Eingriff, je nach Lokalisation der Endometriose, angezeigt.

Rektumendometriose: Risiko Anastomoseninsuffizienz

Als „Problemfelder“ bezeichnete Renner die tief infiltrierenden Endometriosen wie Blasenendometriose, Ureterendometriose und Darmendometriose. Die Blasenendometriose zeigt eine spezifische Symptomatik mit Dysurie, Hämaturie und „rezidivierenden Harnwegsinfekten“. Therapie der Wahl ist die lokale Exzision. Häufig asymptomatisch ist die Ureterendometriose. Bei Harnstau, der nicht übersehen werden darf, sollte immer und sofort die behandelt werden. Ein operatives Vorgehen bei Rektumendometriose ist nur bei Symptomen indiziert, möglichst mit einzeitigem Vorgehen. Grund für die Zurückhaltung zeigt der Blick auf die Risiken wie Stuhlgangkomplikationen und Blasenentleerungsstörungen. Besonders aber betonte Renner das Risiko der Anastomoseninsuffizienz mit der Notwendigkeit eines Anus praeter. Bei immerhin vier von 100 Frauen kommt es zu dieser Komplikation. „Gerade bei jungen Frauen ist das problematisch.“