Um im Zuge des Entlassmanagements die Kommunikation zwischen Haus-, Fach- und Klinikärzten zu verbessern, bedarf es zentralisierter und standardisierte rVerfahren. So lautete der Tenor von Medizinern, die dies bei der „Ersten Sektorübergreifenden Kommunikation“ (SÜK) vom Universitätsklinikum Frankfurt und der Berlin-Chemie AG Ende März in Frankfurt diskutierten.

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Der Entlassbrief ist noch immer Mittel der Wahl, strukturiertes Entlassmanagement oft Fehlanzeige.

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Dem Wissenschaftlichen Leiter Prof. Gernot Rohde ist dabei wichtig, das Thema „in breiterem Kontext zu diskutieren“ — von Aufnahme über Therapie bis zur Entlassung des Patienten. Eine standardisierte Übergabe von Infos sei für seine Klinik elementar, denn schon bei Patienteneinweisungen würden oft nicht ausreichend relevante Daten übermittelt. Meist bleibe dann nur der Griff zum Telefon, um den Hausarzt zu kontaktieren — da konkurriere man „mit allen anderen, die in der Praxis anrufen“, so Rohde.

Kommunikation ist das A und O

Dr. Armin Schütz, hausärztlicher Internist und Vorstand des Ärztenetzes Rhein-Main, bestätigte, dass in seiner Praxis das Telefon mit Anfragen heiß läuft. Um die Kommunikation zu optimieren, wünsche er sich unter anderem einen zentralen, für alle Seiten abrufbaren Medikationsplan, wie es etwa die E-Patientenakte (ePA) vorsieht. Beim Entlassmanagement komme er mit Arzt- und Entlassbrief aber sehr gut zurecht.

Eine gute Kommunikation ist für Dr. Christian von Mallinckrodt, Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie am Lungenfachzentrum Rhein-Main ein wesentlicher Bestandteil der Behandlungsqualität. Er bietet Hausärzten, mit denen er zusammenarbeitet, daher eine eigene Telefondurchwahl an. „Der direkte Draht zum Arzt ist enorm wichtig“, so von Mallinckrodt. Persönlicher Kontakt empfehle sich gerade bei schwierigen Erkrankungen. Der Lungenfacharzt plädiert generell für enge Kontaktpflege zwischen allen Gruppen, insbesondere zu neu niedergelassenen Ärzten. Ressentiments müssten abgebaut und Vertrauen aufgebaut werden. Fachkollegen rät er, die Befunde des Hausarztes anzuerkennen, etwa um Doppeluntersuchungen zu vermeiden.

Dr. Michael von Wagner, Ärztlicher Leiter der Stabstelle Zentrales Patientenmanagement und Oberarzt am Uniklinikum Frankfurt, machte sich für Standardisierung und Zentralisierung der Prozesse des Entlassmanagements stark. So sei für bessere In-House-Kommunikation etwa das Annahmeformular zentral abgelegt, verknüpft mit Daten zu Terminplanung und Bettenbelegung.

„Wir versuchen, unsere Kommunikationsprozesse mit allen verfügbaren technischen Mitteln immer weiter zu optimieren“, sagt von Wagner. So befänden sich derzeit unter anderem noch ganze 130 Entlassbriefvorlagen im System. Ziel von Wagners: künftig auf „ein einziges, standardisiertes Formular“ zugreifen zu können. Bei der Gestaltung orientiere sich die Klinik an den Vorstellungen der Hausärzte. „Kurz, aber vollständig“, so von Wagner: erst Essenzielles auf einen Blick, dann der Gesamtverlauf im Detail.

Zentralisiert in die Zukunft

Einem Zuweiserportal, in das Hausärzte Befunde direkt ins Krankenhausinformationssystem (KIS) einspeisen können, soll die Zukunft gehören, so von Wagner. Noch stößt das Modell nicht überall auf Interesse. Zuweiser müssten sich für alle Kliniken, mit denen sie zusammenarbeiten, jeweils einen Zugang einrichten. Generell fehlten einheitliche Strukturen, konstatiert von Wagner, „das Problem ist ein semantisches.“ So habe jedes KIS eigene Bezeichnungen, etwa für radiologische Aufnahmen.

Standardisierte Prozesse und zentrale Schnittstellen könnten Lösungen sein. Digitalisierung biete dafür zwar enormes Potenzial, aber es brauche Vereinheitlichung, „sonst hat man ein Netz mit vielen losen Stricken“, meint von Wagner. Auch eine einheitliche ePA könne ein Mittel sein, das EM auf ein neues Level zu heben, so der Mediziner. Die Möglichkeit, dies weiter zu vertiefen, könnte es geben — ein weiteres Treffen zu Entlassmanagement und Co ist bereits in Planung.