Ein 68-jähriger Patient litt seit zwei Monaten unter zunehmend schmerzhaften Schwellungen an der rechten Halsseite. Wie der Mann berichtete, war den Veränderungen ein einwöchiges Fieber vorausgegangen. Bei der Untersuchung zeigten sich im fraglichen Bereich drei große, rote, derbe Lymphknoten. Die serologische Testung mit IgM-Antikörpern ergab einen positiven Befund für Francisella (früher Pasteurella) tularensis (Titer 1:1.280).
Die Kollegen hatten ihren Grund, diese Untersuchung zu veranlassen. Der Patient berichtete, dass zwei Tage vor Beginn seiner Beschwerden seine Hauskatze gestorben war. Das Tier war auch im Freien umhergestreift. Die Ärzte vermuteten eine Zoonose — und konnten mit der Testung die Diagnose kutano-glanduläre Tularämie sichern. Sie leiteten eine vierwöchige Behandlung mit Doxycyclin ein. Nach fünf Tagen wurden die Knoten kleiner, innerhalb von drei Wochen waren sie dann vollständig verschwunden.
Die in Deutschland meldepflichtige Tularämie, die auch als Hasen- oder Nagerpest bezeichnet wird, ist zuletzt 20- bis 50-mal pro Jahr angezeigt worden. Die Letalität der invasiven Erkrankung nach oraler oder inhalativer Infektion liegt trotz Behandlung bei circa 5 %.
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Marks L et al. Glandular tularemia. N Engl J Med. 2018; 379: 967
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Holzgreve, H. Lebensbedrohliches Mitbringsel von der Freigängerkatze. hautnah dermatologie 35, 20 (2019). https://doi.org/10.1007/s15012-019-3024-6
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