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Polypenartige Läsion am unteren rechten Augenlid

© N Engl J Med 2017; 377: 476

Ein 30-jähriger Mann stellte sich wegen einer gestielten, polypenartigen Gewebsvermehrung, die über den Rand des rechten unteren Augenlids heraushing, in der Augenambulanz vor. Zwei Wochen zuvor hatte sich aus einer Zyste am selben Ort spontan Flüssigkeit entleert. Vor drei Tagen dann war eine kleine Vorwölbung der Bindehaut am Bulbus entstanden, die schnell gewachsen war. Verlauf und Untersuchungsbefund sprachen für ein pyogenes Granulom, eine gutartige Gefäßläsion, die durch Entzündungszellen und eine lobuläre kapilläre Proliferation gekennzeichnet ist.

Ein konjunktivales pyogenes Granulom kann nach einer Verletzung der Bindehaut — etwa durch Operation oder Trauma — innerhalb kurzer Zeit rasch an Größe zunehmen. Differenzialdiagnostisch kommen Nahtgranulome, Papillome und maligne Tumoren wie ein Plattenepithelkarzinom oder ein amelanotisches Melanom in Betracht.

Pyogene Granulome sind oft vulnerabel und neigen zu Blutungen. Sie können entweder konservativ mit topischen Kortikoiden behandelt oder chirurgisch entfernt werden. Im vorliegenden Fall injizierte man vor der chirurgischen Entfernung Triamcinolon in den Tumor, um das Risiko für ein Rezidiv zu verringern. Die histologische Untersuchung bestätigte die klinische Verdachtsdiagnose. Bei einer Kontrolluntersuchung drei Monate später zeigte sich nur eine minimale Narbenbildung der konjunktivalen Oberfläche ohne Anhalt für ein Rezidiv.