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Infektionen mit dem Varizella-Zoster-Virus (3-D-Illustration) können bei Mädchen ein erhöhtes Atopierisiko nach sich ziehen.

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Infektionen mit Herpesviren sind so weit verbreitet, dass die Erkrankungen selbst das Risiko für atopische Dermatitis, allergische Rhinitis oder Asthma wahrscheinlich nicht beeinflussen. Möglicherweise könnte es aber von Bedeutung sein, in welcher Phase der Entwicklung des kindlichen Immunsystems eine Infektion mit dem Zytomegalie-Virus (CMV), dem Eppstein-Barr-Virus (EBV) oder dem Varizella-Zoster-Virus (VZV) stattfindet.

Um einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt von Herpesinfektionen und dem Atopierisiko zu überprüfen, wurden in einer Kohortenstudie aus dem Vereinigten Königreich Kinder im Alter von zwölf sowie von 24 Monaten auf CMV-, EBV- und VZV-IgG getestet. Im Alter von vier Jahren wurden mittels Hautpricktest mögliche allergische Sensibilisierungen überprüft. Kinder mit mindestens einer positiven Reaktion auf ein getestetes Allergen wurden als atopisch eingestuft.

Von 740 Kindern konnten Serologie sowie Pricktest ausgewertet werden. Unter ihnen waren 135 (18 %) atopisch. Eine adjustierte Analyse ergab bei Mädchen einen engen Zusammenhang zwischen einer CMV-Infektion im zweiten Lebensjahr und einem erhöhten Atopierisiko (aOR: 4,38, 95 %-Konfidenzintervall [KI]: 1,87–10,29), der bei Jungen nicht beobachtet wurde. Bei Jungen wurde ein schwacher protektiver Effekt von CMV-Infektionen im ersten Lebensjahr gefunden (aOR: 0,57, 95 %-KI: 0,31–1,04), bei Mädchen hatte eine CMV-Infektion im ersten Lebensjahr keinen Einfluss. Bezüglich VZV-Infektionen zeigten sich ebenfalls geschlechtsspezifische Unterschiede: Mädchen, die sich im zweiten Lebensjahr mit VZV infizierten, trugen ein höheres Atopierisiko (aOR: 2,85, 95 %-KI: 1,29–6,30), bei Jungen war dies nicht der Fall (aOR: 0,79, 95 %-KI: 0,39–1,61). Für EBV-Infektionen ergaben sich keine relevanten Zusammenhänge zwischen Alter bei Infektion und Atopierisiko.

Fazit: Der Einfluss einer Herpesinfektion auf das Atopierisiko scheint Alters- und geschlechtsabhängig zu sein: Mädchen, die sich im zweiten Lebensjahr mit CMV oder VZV infizieren, tragen ein höheres Risiko für allergische Sensibilisierungen als solche, die sich im ersten Lebensjahr infizieren oder bis zum Alter von zwei Jahren ohne Infektion bleiben. In weiteren Studien sollte überprüft werden, ob die Mädchen dann auch tatsächlich häufiger Symptome einer atopischen Erkrankung entwickeln, so die Studienautoren.