Warum klinische Studien zur Hyposensibilisierung manchmal überraschende Ergebnisse liefern, hat Roy van Wijk (Rotterdam) beleuchtet. Oft fehlt schlicht eine ausreichende Probandenzahl, Studienabbrecher werden nicht beschrieben oder es hapert an der Randomisierung. In 33 % der SCIT-Studien und in 27 % der SLIT-Studien wurde eine Poweranalyse vermisst.

Als wichtigen Grund für einen negativen Studienausgang sieht van Wijk eine zu geringe biologische Aktivität der Testsubstanz oder eine zu niedrige Applikationsfrequenz. Zwischen den Produkten verschiedener Hersteller bestünden große Konzentrationsunterschiede, auch Modifikationen oder neue Wege der Allergenverabreichung erschwerten es, Studienergebnisse zu vergleichen. Gleichzeitig spiele für die Beurteilung der Therapieeffekte die ausreichende natürliche Allergenexposition eine Rolle. In einer Saison mit geringer Graspollenkonzentration etwa könnten keine aussagekräftigen Resultate zur Wirksamkeit einer allergenspezifischen Immuntherapie (AIT) erwartet werden.

Bei der Probandenauswahl sei sicherzustellen, dass nur Patienten mit mittelgradiger bis schwerer Rhinitis eingeschlossen würden. Ein wichtiges Kriterium für die Qualität einer Studie sei auch die präzise Definition sinnvoller primärer und sekundärer Endpunkte. Würden die falschen Endpunkte gewählt, könne dies schnell zu einem negativen Studienergebnis führen, das die tatsächliche Effizienz der Testsubstanz nicht abbilde, so Wijk. Derzeit wird ein kombinierter Symptom- und Medikationsscore (CSMS) für den standardisierten Endpunkt bei Rhinitispatienten in Immuntherapiestudien empfohlen.

Problematisch seien zudem ausgeprägte Placeboeffekte, die auch im Rahmen erfolgreicher Immuntherapiestudien eher die Regel seien, so Wijk.

Nicht zuletzt kann ein verändertes Studiendesign dahinterstecken, wenn Ergebnisse in der Phase III von denen der Phase II abweichen, da sie dann nicht mehr vollständig vergleichbar sind.

Kommentar

Roy Gerth van Wijk, ehemaliger Präsident der EAACI, ist ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Immuntherapie. Daher ist es ein Genuss zu lesen, was ein „alter Hase“ darüber zu sagen hat, was alles bei der Planung und Durchführung von klinischen Studien zur Wirksamkeit der AIT schiefgehen kann.

Der Artikel ist Teil einer Beitragsreihe, die aus Vorträgen entstanden ist, die am 15. Paul-Ehrlich-Seminar in Bad Homburg gehalten wurden, und eine Pflichtlektüre für alle, die sich mit klinischen AIT-Studien befassen. Wir empfehlen hierzu auch die ausgezeichneten Arbeiten zur Placebowirkung der AIT und zur sublingualen versus oralen Immuntherapie bei Erdnussallergie (siehe unten).

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Prof. Dr. Thilo Jakob