Nahrungsmittelallergien haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Betroffene Kinder und deren Eltern werden durch eine permanent notwendige Wachsamkeit und die Angst vor anaphylaktischen Reaktionen oft sehr belastet. Eine orale Nahrungsmittelprovokation schafft Klarheit und verbessert dadurch die Lebensqualität.
Besteht der Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie wird nach anfänglicher Anamnese auf eine Nahrungsmittelsensibilisierung getestet. Blut- oder Hauttests zeigen teilweise jedoch eine sehr geringe Spezifität oder reagieren falsch positiv. Für die endgültige Abklärung ist eine kontrollierte orale Nahrungsmittelprovokation („oral food challenge“, OFC) nötig. Forscher aus den Niederlanden haben sich in einer systematischen Übersichtsarbeit mit der Frage befasst, inwiefern eine OFC die Lebensqualität („health-related quality of life“, HRQL) von Kindern und deren Eltern beeinflusst. Einbezogen wurden sieben Studien, in denen Kinder oder Erwachsene mit vermuteter oder diagnostizierter Nahrungsmittelallergie einer OFC unterzogen wurden und die emotionale und allergiebedingte Beeinträchtigung der HRQL anhand von validierten Fragebögen vor und nach der OFC beziehungsweise ohne durchgeführter OFC beurteilt wurde.
Aus der Befragung der Eltern ging hervor, dass sich die HRQL nach einer OFC bei Kindern unter zwölf Jahren mit einer diagnostizierten Nahrungsmittelallergie signifikant verbesserte — womöglich deshalb, weil durch die OFC Schweregrad und Schwellenwerte eindeutig bestimmt werden konnten und sowohl Kindern als auch Eltern die Angst vor unvorhersehbaren allergischen Reaktionen genommen wird. Zudem lernen sie in einem klinischen Umfeld, wie sie im Alltag mit einer allergischen Reaktion umgehen müssten.
Bei einer diagnostizierten Nahrungsmittelallergie ist die Belastung für die Eltern nach einer OFC signifikant zurückgegangen, bei Eltern, die keine OFC durchführen ließen, nicht. Allerdings müssen diese Daten mit Vorsicht interpretiert werden, da die Studien nicht randomisiert waren. Eltern, die ihre Kinder einer OFC unterziehen, können möglicherweise nicht mit Eltern verglichen werden, die auf eine OFC verzichten. Auch die HRQL von Kindern mit einer vermuteten Nahrungsmittelallergie war nach einer OFC laut Elternbericht signifikant verbessert.
Fazit: Die kontrollierte orale Nahrungsmittelprovokation gilt derzeit als Standard bei der Diagnostik von Nahrungsmittelallergien im Kindesalter. Sowohl bei positivem als auch negativem Befund verbessert er die Lebensqualität von Kindern und deren Eltern. Durch eine diagnostische Abklärung werden ihnen Angst und Unsicherheit genommen und sie lernen, wie im Falle einer anaphylaktischen Reaktion gehandelt werden muss.
Literatur
Kansen H et al. The impact of oral food challenges for food allergy on quality of life: A systematic review. Pediatr Allergy Immunol 2018;29:527–37
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Fahrenhold, M. Nahrungsmittelprovokationstest verbessert die Lebensqualität. Allergo J 27, 10 (2018). https://doi.org/10.1007/s15007-018-1681-0
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