Im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie haben US-Wissenschaftler Daten von 792.130 Kindern analysiert, die innerhalb der ersten 35 Lebenstage in die Studie aufgenommen und im Median 4,6 Jahre beobachtet wurden.

Während der ersten sechs Lebensmonate hatten 7,6 % der Kinder ein Rezept für einen Histamin-2-Rezeptorantagonist (H2RA) erhalten, 1,7 % für einen Protonenpumpenhemmer (PPI) und 16,6 % für ein Antibiotikum. Die am häufigsten gestellten Allergiediagnosen waren allergische Rhinitis und Kontaktdermatitis, gefolgt von Nahrungsmittelallergien, atopischer Dermatitis, Asthma und Urtikaria. Die meisten der Nahrungsmittelallergien richteten sich gegen Erdnüsse, Kuhmilch und Hühnerei.

Nach Berücksichtigung von Störfaktoren ergaben sich nach Einnahme von Säureblockern ein mehr als verdoppeltes späteres Risiko für eine Nahrungsmittelallergie (H2RA aHR 2,18; PPI aHR 2,59). Besonders im Vordergrund standen dabei Allergien gegenüber Kuhmilch (aHR 2,42 bzw. 4,43) und Eiern (1,74 bzw. 1,35) sowie anderen Nahrungsmitteln (aHR 2,13 bzw. 2,68). Nach Antibiotikatherapien stieg das Risiko einer Nahrungsmittelallergie um 14 %.

Für alle untersuchten allergischen Erkrankungen zeigten sich signifikante Risikosteigerungen nach der Therapie mit Säureblockern oder Antibiotika, so auch für Anaphylaxie (aHR 1,51 bzw. 1,45 bzw. 1,51), Asthma (aHR 1,25 bzw. 1,41 bzw. 2,09) und allergische Rhinitis (aHR 1,50 bzw. 1,44 bzw. 1,75).

Die Ergebnisse der Studie bestätigen verschiedene frühere Untersuchungen. Insgesamt scheint die Säureblockermedikation das Risiko für eine Nahrungsmittelallergie stärker zu erhöhen als die Antibiotikaeinnahme. Der Grund hierfür sei möglicherweise, dass mit den Säurehemmern nicht nur eine Dysbiose im Verdauungstrakt geschaffen werde, sondern dass durch eine verminderte Proteinspaltung im Magen auch die Sensibilisierung gegenüber den aufgenommenen Antigenen gesteigert werde, spekulieren die Autoren.

Fazit: Medikamentöse Therapien im ersten Lebenshalbjahr, die die Zusammensetzung der Darmflora verändern, scheinen Einfluss auf die Entwicklung der häufigsten Allergien im Kindesalter zu haben. Säureblocker und Antibiotika sollten in der frühen Kindheit nur in Situationen eingesetzt werden, in denen der therapeutische Nutzen eindeutig bewiesen sei.