Manches Patientenschicksal bleibt uns Ärzten lange im Gedächtnis. Ich erinnere mich noch gut an eine ältere Frau aus Russland, die mich ganz zu Anfang meiner Zeit als niedergelassener Arzt in der Praxis aufsuchte. Sie habe so ein merkwürdiges Ziehen im Unterbauch. Nach Anamnese und Untersuchung - auch rektal - hielt ich eine gynäkologische Ursache für wahrscheinlich und wollte sie überweisen.
Doch das lehnte sie ab. "Nein, ich fühle doch etwas im Darm!", betonte sie. Mit diesen Worten hob sie den Rock, entledigte sich des Schlüpfers und führte sich, tief hingehockt, den rechten Zeigefinger bis zum Anschlag in den After. "Da, da ist doch was!" Ich konnte ihr nicht klarmachen, dass das, was sie da fühlte, nicht vom Darm kam. Auf das Händeschütteln zum Abschied verzichtete ich.
Einige Monate später wurde ich zu einem Hausbesuch bei der Patientin gerufen. Da befand sie sich bereits im Finalstadium eines metastasierten Gebärmutterkrebses. Sie ist kurz darauf verstorben.
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Malz, H. Die digital-rektale Untersuchung ist nichts für Laien. MMW - Fortschritte der Medizin 163, 33 (2021). https://doi.org/10.1007/s15006-021-9534-2
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