_ Das kardiovaskuläre Risiko von NSAR ist umso höher, je selektiver sie die Cyclooxygenase(COX)-2 blockieren, vermutlich weil dadurch vasoprotektive Effekte von Prostazyklin unterbunden werden. Unter den herkömmlichen NSAR gilt Diclofenac als der Wirkstoff mit der höchsten COX-2-Selektivität. Der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz bei der EMA kam 2013 zu dem Schluss, dass der Nutzen von Diclofenac zwar die Risiken überwiegt, die Therapie aber mit einem erhöhten Risiko arterieller thrombotischer Ereignisse einhergeht, vergleichbar mit dem von selektiven COX-2-Hemmern („Coxiben“). Zur Minimierung dieses Risikos wurden von der EMA daraufhin neue absolute Kontraindikationen für Diclofenac festgelegt (Rote-Hand-Brief Juli 2013): Bei Patienten mit Herzinsuffizienz (NYHA II–IV), ischämischer Herzkrankheit, PAVK oder zerebrovaskulärer Erkrankung sollte seitdem auf Diclofenac verzichtet werden. Nach einer Studie von Wissenschaftlern des Bremer Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie werden die Kontraindikationen jedoch oft nicht befolgt: Mehr als jede zehnte Neuverordnung von Diclofenac entfiel in Deutschland im Jahr 2014 auf Patienten mit kardiovaskulären Kontraindikationen. Das war ein ebenso großer Anteil wie im Jahr 2011.

Die Forscher haben die Diclofenacverordnungen in beiden Jahren untersucht, indem sie Daten von jeweils mehr als zehn Millionen gesetzlich Krankenversicherten ausgewertet haben.

Für die Studienautoren sind die Ergebnisse „alarmierend“. Die kardiovaskulären Kontraindikationen für Diclofenac und die höhere Sicherheit von NSAR wie Ibuprofen und Naproxen seien noch immer zu wenig bekannt.