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Prof. em. Dr. med. Dr. h. c. D. Reinhardt Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Haunerschen Kinderspital, München

_ In der Studie sollte untersucht werden, ob väterliche Faktoren wie Feinfühligkeit, Zuwendung und strukturiertes Spielverhalten im ersten Lebensjahr den späteren Entwicklungsstatus des Kindes beeinflussen. Einbezogen wurden 81 Frühgeborene, die vor der 30. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen waren, und 39 zum Termin geborene Kinder und deren Väter.

Darüber hinaus sollte auch untersucht werden, inwieweit das Geschlecht des Kindes, der soziale Status der Familie sowie gesundheitliche Probleme des Kindes (z. B. bronchopulmonale Dysplasie, Sepsis oder nekrotisierende Enterocolitis im Neugeborenenalter) das väterliche Verhalten beeinflussen.

Die Interaktion von Vater und Kind wurden im Alter der Kinder von 1 Jahr durch ein Video mit Standardmethoden erfasst. Kognitives Verhalten, Sprachentwicklung sowie die motorische und sozial-emotionale Entwicklung der Kinder wurden im Alter von 2 Jahren durch standardisierte Tests ermittelt. Das Alter der Frühgeborenen wurde dabei nach unten korrigiert.

Weder eine Frühgeborenheit noch der soziale Status der Familie noch eine Erkrankung des Kindes im Neugeborenen- oder Säuglingsalter das Bindungsverhalten der Väter am Ende des ersten Lebensjahrs beeinflusste. Jedoch zeigten sie gegenüber Mädchen eine höhere Feinfühligkeit, größere Zuwendung sowie eine weniger fordernde Haltung als gegenüber Jungen.

Insgesamt war ein stärker strukturierendes Verhalten der Väter gegenüber ihrem Kind mit einer besseren kognitiven Entwicklung und einer besseren Sprachentwicklung im Alter von zwei Jahren assoziiert. Große Feinfühligkeit war mit einer besseren Sprachentwicklung verbunden. Eine forderndere Haltung resultierte hingegen in einem ausgeprägteren externalisierenden Verhalten des Kindes.

KOMMENTAR

Wenn es um die frühe Bindung zum eigenen Kind geht, unterscheiden sich Väter von sehr kleinen Frühgeborenen und Väter von termingerecht geborenen Kindern nicht. Auch eine Krankheit des Kindes hat keinen Einfluss. Die Bindung ist jedoch größer zu Mädchen als zu Jungen. Eine gute und feste Bindung ist assoziiert mit einer positiven neurologischen Entwicklung des Kindes. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, die Bindung von Vätern zu ihren Kindern zu forcieren und den positiven Effekt in Interventionsprogrammen zu nutzen.