figure 1

Prof. Dr. med. Dr. M. Gross Internistische Klinik Dr. Müller, München

_ Aus dänischen Registern wurden die die Daten aller Patienten ausgewertet, die von 2004–2013 die Erstdiagnose einer mikroskopischen Kolitis erhalten hatten. Es fanden sich 6.254 Patienten mit kollagener und 4.398 mit lymphozytärer Kolitis.

Die Einnahme eines PPI war mit beiden Diagnosen signifikant assoziiert. Für die kollagene Kolitis ergab sich eine Odds Ratio (OR) von 6,98 (95%-Konfidenzintervall: 6,45–7,55), für die lymphozytären Form eine OR von 3,95 (3,60–4,33). Der Zusammenhang war für alle PPI signifikant, für beide Formen aber am stärksten für Lansoprozol. Das Risiko war am höchsten bei aktueller PPI-Therapie. Drei Monate nach der letzten Einnahme lag es niedriger.

Die zahlreichen berücksichtigten Störfaktoren blieben ohne signifikanten Einfluss. Eine Therapie mit nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) erhöhte zwar ebenfalls das Risiko sowohl für eine kollagene (OR 1,60; 1,45–1,76) als auch für eine lymphozytäre Kolitis (OR 1,28; 1,14–1,43), es fand sich aber keine signifikante Interaktion zwischen beiden Medikamentengruppen. Im Gegenteil: Bei Einnahme von PPI und NSAR war das Risiko additiv.

KOMMENTAR

In der Kolonmukosa sind Protonenpumpen nachgewiesen worden, deren Hemmung immunologische Reaktionen triggern könnte [Takahashi Y et al. Jpn J Physiol. 2002;52:317–21]. Interessant wäre gewesen, auch Assoziationen zur Einnahme von H2-Blockern zu prüfen, um zu klären, ob die Säurehemmung per se mit einer mikroskopischen Kolitis korreliert. Die Verschreibungszahlen waren jedoch zu gering.

Die Korrelation zwischen einer PPI-Einnahme und der Entstehung einer mikroskopischen Kolitis ist eindeutig, die Kausalität aber mehr als fraglich. Eigenartig ist auch, dass sowohl die lymphozytäre als auch die kollagene Kolitis, zwei histologisch sehr unterschiedliche Krankheiten, mit der PPI-Einnahme assoziiert sind. Somit besteht wie bei vielen anderen den PPI angelasteten Zusammenhängen lediglich eine Assoziation.

Dennoch gilt natürlich, dass man PPI nicht ohne klare Indikation verschreiben soll. Liegt diese vor, übersteigt der Nutzen aber bei weitem jedes Risiko.