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_ Obwohl die Reanimation umgehend eingeleitet wurde, konnte der 35-Jährige nicht mehr gerettet werden; er verstarb noch vor Ort. Gefunden hatte ihn die Freundin, als er in bewusstlosem Zustand vor einem Wassereimer kniete, in dem er mit dem Kopf steckte. Den Eimer sowie eine daneben liegende Plastikflasche hatte die Lebenspartnerin, nachdem der Rettungsdienst verständigt war, in die Küche gestellt. Dann hatte sie im Wohnzimmer Handtücher ausgelegt, um das verschüttete Wasser aufzusaugen.

„Die vorgefundenen Utensilien sind typisch für das sogenannte Eimer-Rauchen“, erklärte Dr. rer. nat. Merja Neukamm vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Freiburg. Die „Eimer-Bong“ besteht aus einer unten abgeschnittenen Plastikflasche, die aufrecht in einen mit Wasser gefüllten Eimer gestellt wird. Anstelle des Verschlusses wird ein Stück durchlöcherte Alufolie in den Flaschenhals gesteckt, sodass eine kleine Schale entsteht. In diese werden die zu räuchernden Materialien gelegt. Das Räuchermaterial wird angezündet, wobei der Rauch beim Anheben der Flasche in das entstehende Vakuum zieht. Wenn man nach ausreichender Rauchentwicklung das „Köpfchen“ entfernt, die Flasche fast ganz aus dem Eimer zieht und, während man inhaliert, rasch wieder eintaucht, entsteht ein Druck, der den Rauch „mit Schmackes“ in die Lunge presst. Haschisch oder Crack werden oft auf diese Weise konsumiert; im vorliegenden Fall war es jedoch ein zerschnittenes Fentanylpflaster, vermengt mit einer Räuchermischung.

Rasant eintretende Atemdepression

„Fentanylpflaster“, so Neukamm, „lassen sich gut rauchen“. Diese Art von Konsum sei auch bei langjährigen Heroinabhängigen beliebt, weil sie trotz Toleranzentwicklung gegenüber Opioiden immer noch sehr rasch zum Kick führe. Die Gefahr dabei, so die Expertin, sei die unter Umständen rasant, nämlich innerhalb von wenigen Minuten eintretende Atemdepression.

Was im vorliegenden Fall zum Tode geführt hatte, ließ sich jedoch auch nach der toxikologischen Analyse nicht genau sagen. Der Verstorbene, der nach Zeugenaussagen kurz vor seinem Tod offenbar auch noch einen Joint geraucht hatte, erwies sich als eine wahre „Fundgrube“ für die unterschiedlichsten psychoaktiven Substanzen. In Blut- bzw. Haarproben ließen sich außer Fentanyl (14 ng/ml) noch 24 weitere Muttersubstanzen nachweisen, darunter allein 17 synthetische Cannabinoide.

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Opfer einer Modedroge?

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Neukamm wies vor allem auf einen Stoff hin, der „zum ersten Mal in Zusammenhang mit einem Todesfall“ gefunden wurde: Die Substanz mit der Bezeichnung 5F-MDMB-P7AICA wurde in einer Konzentrationen von 13 ng/ml im Blut nachgewiesen. Zum Zeitpunkt des Todes war die Droge „noch nicht auf dem Markt in Erscheinung getreten“ und daher auch nicht im Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) erfasst.

Bei der Obduktion des 35-Jährigen war eine koronare Zwei-Gefäß-Erkrankung aufgefallen. Es sei durchaus möglich, so Neukamm, dass die bekannte kardiovaskuläre Wirkung der Cannabinoide dem vorgeschädigten Herzen den Rest gegeben habe. Aber auch die vom Fentanyl ausgelöste Atemdepression könnte für sich genommen todesursächlich gewesen sein.