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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

Eine 76-jährige Frau mit Demenz und koronarer Herzkrankheit wurde in die Notfallambulanz gebracht, nachdem sie für unbestimmte Zeit im Freien gelegen hatte. Die Körperkerntemperatur betrug nur noch 26° C. Im EKG war die QRS-Dauer verbreitert und die QT-Zeit verlängert. Typisch für Hypothermie sind positive Zacken am Übergang vom QRS-Komplex zur ST-Strecke, sogenannte J- oder Osborne-Wellen, v. a. in den inferioren und lateralen Ableitungen (Abb. A). Es bestand keine Bradykardie, möglicherweise sogar ein Sinusrhythmus. In der Laboruntersuchung zeigten sich eine Hyperkaliämie (5,7 mmol/l), ein erhöhter CK-Wert (1.230 U/l) und eine Azidose (pH-Wert 7,19).

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A: Hypothermie-typische J-Wellen im EKG (rote Pfeile). B: Normalisierung des EKG nach Wiedererwärmung.

© New Engl J Med. 2018;378:460

Die EKG-Veränderungen werden durch die metabolischen und elektrophysiologischen Folgen der Hypothermie induziert. Nach 12 Stunden Wiedererwärmung verschwanden alle Hypothermie-induzierten Anomalien im EKG, und es zeigte sich bei der bemerkenswert kälteresistenten Seniorin ein jugendlich normaler Kurvenverlauf (Abb. B).