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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Privatpraxis für Integrative Innere Medizin, München

_Für eine repräsentative longitudinale Kohortenstudie wurden die Daten von knapp 2,84 Millionen Personen aus dem Risikostrukturausgleich der GKV in den Jahren 2008–2013 betrachtet. Anhand der Kodierung E 88.0 wurden Patienten mit einem Alfa-1-Antitrypsin-Mangel (AATD) identifiziert Diese seltene Erbkrankheit führt u. a. zu einer mangelnden Hemmung der Elastase, wodurch es zum Lungenemphysem kommt. Weitere mögliche Folgen sind Leberzirrhose, Vaskulitis und Pannikulitis. Emphysem- und Asthmapatienten wurden über die Codes J 43 und J 45 identifiziert.

Es fanden sich 673 Personen mit AATD, woraus sich eine Prävalenz von 23,73 pro 100.000 Einwohner in Deutschland ergibt. In der Altersgruppe ≥ 30 Jahre liegt die Prävalenz bei 29,36/100.000. Man kommt so auf schätzungsweise 19.162 Personen.

Bei 8.684 dieser Personen liegt mindestens eine weitere Lungenerkrankung vor. Die Prävalenz von COPD liegt bei Patienten mit AATD bei 32%, die des Emphysems bei 21%.

Patienten mit AADT nahmen im Vergleich zu Patienten mit COPD, Emphysem oder Asthma signifikant häufiger medizinische Dienstleistungen in Anspruch, insbesondere stationäre Krankenhausbehandlungen. Bei ihnen bestand auch eine ausgeprägte Komorbidität. Auch die bislang nur kasuistisch berichtete Komorbidität von AADT mit Hypertonie, Leberzirrhose, chronischer Hepatitis, chronischer Niereninsuffizienz und Diabetes mellitus konnte statistisch signifikant bestätigt werden.

KOMMENTAR

Natürlich hängt die Qualität der Daten von der Kodierung durch die behandelnden Ärzte ab. Mit Einführung des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs ist ihre Kodierungs-Compliance gestiegen — manche kritische Stimme mutmaßt sogar, dass Krankenkassen Anreize schaffen, Patienten kränker zu kodieren, als sie wirklich sind. Auf dieses ökonomisch-menschliche Dilemma geht die Arbeit in der Diskussion nicht ein.