_ Mit den Jahren altert auch das Immunsystem, so Dr. Johannes Hain, München. Während Kinder eine große Anzahl naiver T-Zellen, dafür aber wenige Gedächtniszellen aufweisen, kehrt sich das Verhältnis bei Senioren um. Darüber hinaus fällt im höheren Lebensalter die von einem Fremdantigen induzierte Signalkaskade deutlich schwächer aus: Die für die Immunantwort wichtigen Zytokine reagieren verhaltener.

Dies macht sich auch bei Impfungen bemerkbar. Liegen z. B. die Serokonversionsraten nach Hepatitis-B-Grundimmunisierung bei jungen Erwachsenen bei nahezu 100%, haben nur noch 65% der über 65-Jährigen schützende Antikörper.

Spezielle Impfstoffe für Ältere

Da ältere Menschen stärkere immunologische Stimuli benötigen, wurden speziell auf sie abgestimmte Impfstoffe entwickelt. Derzeit verfügbar sind z. B. ein intradermaler und ein adjuvantierter Influenzaimpfstoff (mit Wirkverstärker), ein 23-valenter Pneumokokken-Polysaccharidimpfstoff sowie ein hochkonzentrierter Impfstoff gegen Gürtelrose. Hierbei handelt es sich um einen 14-fach konzentrierten Varizellen-Kinderimpfstoff, der die Reaktivierung der in den Spinalganglien schlummernden Varizella-Zoster-Viren verhindern soll.

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Braucht sein Immunsystem stärkere Stimuli?

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Noch wichtiger sei es jedoch, dass sich ältere Menschen überhaupt impfen lassen. Hain bedauerte, dass die Influenza-Durchimpfungsraten derzeit nur bei ca. 35% liegen. Eine breite Wirkung (Herdenimmunität) würde eine Durchimpfungsrate von mindestens 75% voraussetzen.