Der orale Immunmodulator Teriflunomid hat sich in der Therapie der schubförmig-remittierenden Multiplen Sklerose (RRMS) bewährt und zeigt eine gute Verträglichkeit. Nach Untersuchungen zu antiviralen Effekten kann Teriflunomid möglicherweise auch den Verlauf einer COVID-19-Erkrankung günstig beeinflussen. Es gebe Hinweise auf selbstlimitierende COVID-19-Erkrankungen bei auf Teriflunomid (Aubagio®) eingestellten MS-Patienten, berichtete Prof. Dr. Mark Obermann, Direktor des Zentrums für Neurologie, Asklepios Kliniken Schildautal, Seesen [Maghzi AH et al. J Neurol 2020;267:2790-6]. Diese Effekte würden derzeit eingehend untersucht. In der COVID-19-Pandemie sollte das MS-Medikament unverändert weiter eingenommen werden, betonte der Neurologe.

Dass Teriflunomid eine gute Verträglichkeit bei günstigem Sicherheitsprofil besitzt, belegten klinische Studiendaten mit Zeiträumen bis zu 13 Jahren [Miller AE et al. Ther Adv Neurol Disord 2017;10: 381-96]. Neue oder unerwartete Nebenwirkungen seien in den Langzeitstudien nicht aufgetreten, so Obermann. Diese Befunde würden durch die Ergebnisse der Real-World-Studie TAURUS-MS I bestätigt [Kallmann BA et al. Ther Adv Neurol Dis 2019;12:1756286419835077].

Die gute klinische Wirksamkeit von Teriflunomid schlägt sich nach den Worten von PD Dr. Karl Baum, Chefarzt Oberhavel Kliniken, Standort Hennigsdorf, nicht nur in einer signifikanten Verringerung der Schubrate und der Behinderungsprogression nieder, sondern auch in einer Reduktion der Hirnatrophie. Der Wirkstoff inhibiere das Enzym Dihydroorotat-Dehydrogenase (DHODH), blockiere damit die De-novo-Pyrimidin-Synthese und reduziere dadurch selektiv und reversibel die Proliferation autoreaktiver T- und B-Lymphozyten. Nach neueren Erkenntnissen bewirke Teriflunomid auch eine Veränderung der Zusammensetzung und des Rezeptorrepertoires der T-Lymphozyten und könne somit möglicherweise metabolische Störungen von T-Lymphozyten günstig beeinflussen [Klotz L et al. Sci Transl Med 2019;11:1-17]. Der selektive Wirkmechanismus biete neue Perspektiven in der MS-Therapie und könne die umfassende klinische Wirksamkeit der Substanz einschließlich neuroprotektiver Effekte erklären, so Baum. Teriflunomid habe in einer placebokontrollierten Studie signifikant den jährlichen Hirnvolumenverlust um 36,9 % im ersten Jahr und um 30,6 % im zweiten Jahr reduziert (▶Abb. 1).

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Teriflunomid reduziert signifikant den jährlichen Hirnvolumenverlust vs. Placebo über zwei Jahre (SIENA-Analyse der TEMSO MRT-Daten). Mod. nach Radue EW et al. Neurol Neuroimmunol Neuroinflamm 2017;4:e390.

Fachpressekonferenz "Gemeinsam stark mit Teriflunomid - für eine individualisierte MS-Therapie", 26.10.2020; Veranstalter: Sanofi Genzyme