Fragestellung: Unterscheiden sich die Langzeitergebnisse von Stenting und Endarterektomie zur Schlaganfallprävention bei Patienten mit symptomatischen Karotisstenosen?

Hintergrund: Bei der Behandlung symptomatischer Karotisstenosen ist das Risiko eines periprozeduralen Schlaganfalls oder Todes nach Stenting höher als bei der Endarterektomie [1]. Ob dies die Langzeitprognose beeinflusst, sollte jetzt untersucht werden.

Patienten und Methodik: Es handelt sich um eine gepoolte Analyse von individuellen Daten auf Patientenebene von vier großen randomisierten Studien zur Beurteilung der Wirksamkeit und Sicherheit eines Karotisstentings im Vergleich zur Karotisoperation. Im Einzelnen waren dies die EVA-3S Studie [2], SPACE [3], International Carotid Stenting Study — ICSS [4] und CREST [5]. Das Risiko eines ipsilateralen Schlaganfalls wurde zwischen Tag 121 und ein, drei, fünf, sieben, neun und zehn Jahre nach der Randomisierung errechnet. Der primäre Endpunkt der Analyse war das kombinierte Risiko von Schlaganfall oder Tod innerhalb von 120 Tagen nach Randomisierung (periprozedurales Risiko) und das Risiko eines ipsilateralen Schlaganfalls bis zu zehn Jahre nach der Randomisierung (postprozedurales Risiko).

Ergebnisse: In die vier Studien wurden 4.775 Patienten randomisiert. Insgesamt 4.754 Patienten wurden maximal 12,4 Jahre lang weiterverfolgt. 21 (0,4 %) Patienten widerriefen die Zustimmung nach der Randomisierung und wurden ausgeschlossen. Die Patienten waren im Mittel 70 Jahre alt, 72 % waren Männer. 80 % hatten eine hochgradige Karotisstenose. Die mediane Dauer des Follow-ups über die Studien erstreckte sich von 2,0 bis 6,9 Jahre. Bei den Patienten, die operiert wurden, traten 129 periprozedurale und 55 postprozedurale Outcome-Ereignisse auf. Beim Stenting kam es zu 206 periprozeduralen und bei 57 Patienten zu postprozeduralen Ereignissen. Nach der periprozeduralen Periode war die jährliche Rate von ipsilateralen Schlaganfällen für die zwei Behandlungsgruppen vergleichbar (Operation: 0,60 %, Stenting: 0,64 %). Die Kombination des periprozeduralen und postprozedurale Risikos favorisiert die Endarterektomie wobei die Unterschiede nach einem, drei, fünf, sieben und neun Jahren zwischen 2,8 % und 4,1 % lagen.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der gepoolten Analyse zeigen, dass das periprozedurale Risiko beim Stenting höher ist als bei der Karotisoperation. Die Langzeitergebnisse der beiden Verfahren sind vergleichbar.

Kommentar von Hans-Christoph Diener, Essen

Bei der Wahl des Verfahrens zählt die Erfahrung des Operateurs

Mit einer jährlichen Rate an ipsilateralen Schlaganfällen von 0,62 % sind beide Verfahren offenbar hoch wirksam. Dazu kommt auch, dass sich in den letzten 15 Jahren die Behandlung vaskulärer Risikofaktoren und Begleiterkrankungen deutlich verbessert hat. Im Endeffekt fällt aber die Entscheidung für eines der beiden Verfahren aufgrund der Erfahrung der Operateure oder interventionellen Neuroradiologen vor Ort.