Fragestellung: Ist Lasmiditan, ein selektiver 5-HT1F-Agonist, in der Behandlung akuter Migräneattacken wirksam?

Hintergrund: Die Standardtherapien akuter Migräneattacken sind Acetylsalicylsäure, Paracetamol, nicht steroidale Antirheumatika und Triptane. Triptane haben allerdings vasokonstriktive Eigenschaften und sind daher bei Patienten mit schwerwiegenden vaskulären Erkrankungen wie einer koronaren Herzerkrankung, peripherer arterieller Verschlusskrankheit oder nach einem Schlaganfall kontraindiziert. Lasmiditan ist ein selektiver 5-HT1F-Rezeptoragonist, der an die entsprechenden Rezeptoren im trigeminalen System bindet und keine vasokonstriktiven Eigenschaften hat. Lasmiditan wurde speziell für Patienten entwickelt, die eine Kontraindikation für Triptane haben.

Patienten und Methodik: Es handelte sich um eine doppelblinde, placebokontrollierte Studie, in der erwachsene Patienten mit Migräne ihre Attacken entweder mit 100 mg oder 200 mg Lasmiditan oder Placebo behandelten. Die Kopfschmerzintensität sowie Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit wurden über 48 Stunden registriert.

Ergebnisse: In die Studie wurden 1.856 Patienten aufgenommen. 78 % hatten mindestens einen kardiovaskulären Risikofaktor. Die Patienten waren im Mittel 42 Jahre alt und 84 % waren Frauen. Die Migräne bestand im Mittel seit 19 Jahren und 32 % der Patienten hatten eine Migräne mit Aura. 70 % der Attacken wurden zu einem Zeitpunkt behandelt, an dem die Kopfschmerzintensität mittelhoch war. Bei 43 % der Attacken bestand Übelkeit, bei 61 % Lichtempfindlichkeit und bei 95 % Lärmempfindlichkeit. Die Hälfte der Patienten gab an, dass die Lärmempfindlichkeit neben den Kopfschmerzen das Symptom war, das sie am meisten beeinträchtigte. Der primäre Endpunkt der Studie war Kopfschmerzfreiheit nach zwei Stunden. Dies erreichten 32,2 % der Patienten mit 200 mg Lasmiditan, 28,2 % mit 100 mg Lasmiditan und 15,3 % mit Placebo (▶Abb. 1). Beide Dosierungen waren Placebo signifikant überlegen. Lasmiditan war auch bei der Besserung des Begleitsymptoms der Migräne überlegen, das die Patienten am meisten beeinträchtigte. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Benommenheit, Parästhesien sowie Müdigkeit. Kardiovaskuläre Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet.

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Kopfschmerzfreiheit nach zwei Stunden

mod. n. Kuca B et al. Neurology 2018; 91: e2222–32

Schlussfolgerungen: 100 oder 200 mg Lasmiditan bieten eine wirksame und relativ gut verträgliche Behandlung akuter Migräneattacken bei Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren.

Kommentar von Hans-Christoph Diener, Essen

Ein Vergleich mit Triptanen steht noch aus

Die vorliegende Studie zeigt, dass der 5-HT1F-Rezeptoragonist Lasmiditan zur Behandlung von Migräneattacken wirksam ist. Ein Vergleich mit Triptanen steht allerdings noch aus. Die Zielgruppe für Lasmiditan sind Patienten mit vaskulären Krankheiten oder multiplen vaskulären Risikofaktoren, bei denen Triptane entweder nicht verwendet werden sollten oder kontraindiziert sind. Die interessante Frage, ob Lasmiditan auch bei Patienten wirksam ist, die auf Triptane nicht ansprechen, ist bisher nicht untersucht worden. Bisher ist nicht bekannt, wann mit einer Zulassung und einer Markteinführung von Lasmiditan in Deutschland zu rechnen ist.