Eine ungenügende Adhärenz zur oralen Therapie mit Mercaptopurin erhöht das Rezidivrisiko bei akuter lymphatischer Leukämie (ALL). Tägliche Textnachrichten via Smartphone steigerten die Adhärenz zumindest bei Patienten ab 12 Jahren. Das zeigte die Auswertung von 444 Patienten mit ALL im medianen Alter von 8,1 Jahren. Alle Eltern bzw. alle über 12-jährigen Patienten erhielten eine Schulung zur Therapie und der Bedeutung der Adhärenz bei der Mercaptopurin-Einnahme. Die 230 Patienten in der Interventionsgruppe erhielten über die 16-wöchige Studienphase zusätzlich eine tägliche Textnachricht.

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Jungen Patienten fällt es oft schwer, täglich an die Einnahme von Mercaptopurin zu denken.

Primärer Endpunkt war der Anteil der Patienten, die über die Interventionsperiode hinweg eine sehr hohe Adhärenz (95 % und mehr der vorgeschriebenen Einnahmen) zeigten. Der Unterschied war mit 65 % in der Gruppe mit und 59 % ohne Textnachrichten allerdings nicht signifikant (Odds Ratio 1,33; p = 0,08).

Eine vorab definierte explorative Analyse nach Altersgruppen ergab bei den Patienten im Alter von 12 und mehr Jahren aber einen Vorteil für die tägliche Einnahmeerinnerung via Textnachricht: Die mittlere Therapieadhärenz war hier mit 93,1 % signifikant höher als bei alleiniger Schulung mit 90,0 % (Differenz 3,1 %; p = 0,04). Das galt insbesondere für die über 12-jährigen Patienten, die in der vierwöchigen Basisphase der Studie eine Adhärenz unter 90 % gezeigt hatten. Hier war der Unterschied zwischen Interventions- und Standardgruppe mit einer mittleren Adhärenz von 83,4 gegenüber 74,6 % besonders ausgeprägt, wenn auch nicht befriedigend (Differenz 8,8 %; p = 0,008).

Bhatia S et al. Effect of a Daily Text Messaging and Directly Supervised Therapy Intervention on Oral Mercaptopurine Adherence in Children With Acute Lymphoblastic Leukemia: A Randomized Clinical Trial. JAMA Netw Open. 2020;3(8):e2014205.