2015 wurde ein bizarrer Fall im New England Journal of Medicine publiziert: Bei einem 41-jährigen HIV-Patienten waren in der Bildgebung multiple Knoten gefunden worden. Eine umfangreiche Diagnostik zeigte: Die Knoten enthielten Tumorzellen — indes keine menschlichen! Vielmehr stammten diese von einem Zwergbandwurm, von dem der Patient befallen war [Muehlenbachs A et al. N Engl J Med. 2015;373(19):1845-52]. Ein zweifellos außergewöhnlicher Fall. Dass aber Würmer — und andere Parasiten — häufiger für Tumoren verantwortlich sein könnten, als gedacht, darauf deuten Daten, die Forscher in mehreren Artikeln im Online-Journal „Frontiers in Medicine“ zusammengetragen haben [https://www.frontiersin.org/research-topics/5865]. In endemischen Regionen wie der Subsahara und Südostasien seien Saugwürmer für die Mehrzahl aller Blasen- und Leberkrebsfälle verantwortlich, so Ausgaben-Mitherausgeber Joachim Richter, Berlin, in einer Mitteilung. Die Kausalkette dürfte dabei zumeist nicht so ungewöhnlich ausfallen, wie im obigen Fall: Saugwürmer würden den Körper beim Fressen, Vermehren und Verdauen verwunden, was zu chronischen Entzündungen führt, so Richter. Eine entzündungsbedingt gesteigerte Zellteilungsrate könnte dann zu einer Anhäufung von (onkogenen) Mutationen führen. Zugleich gibt es Würmer, die ihre Wirte offenbar vor Krebs schützen können [Ranasinghe SL, McManus DP. Front Med. 2018;5:60].