Darmkrebs bei psychisch Kranken wird später erkannt und weniger konsequent angegangen als bei Patienten ohne psychische Diagnosen. Das ist das Ergebnis einer dänischen Registerstudie.

Für ihre Untersuchung berücksichtigten die dänischen Forscher praktisch alle Darmkrebspatienten, die sich in Dänemark in den Jahren 2007 bis 2013 aufgrund ihres Tumors einer Operation unterzogen hatten und einen Monat später noch am Leben waren. Sämtliche Daten stammten aus einem Darmkrebs- sowie einem nationalen Patientenregister.

Insgesamt kamen die Forscher auf knapp 25.200 Betroffene. Etwa zwei Drittel davon hatten ein Kolonkarzinom, die übrigen Rektumtumoren. 422 der Betroffenen (1,7 %) waren in den zehn Jahren vor der Tumordiagnose aufgrund einer schweren psychischen Erkrankung hospitalisiert worden. Drei von vier psychisch Kranken hatten ein affektives Leiden, die übrigen eine Psychose.

Wie sich zeigte, hatten psychisch Kranke häufiger einen fortgeschrittenen Tumor im Stadium III oder IV (54 vs. 49 %), zudem mussten sie sich öfter als die übrigen einer Akutoperation unterziehen (15 vs. 10 %). Schauten die Forscher auf die Art der Behandlung, so erhielten psychisch Kranke ähnlich häufig eine palliative, aber deutlich seltener eine adjuvante oder neoadjuvante Therapie (36 vs. 42 %). Das fortgeschrittene Tumorstadium unter psychisch Kranken lasse sich am ehesten mit Verzögerungen bei der Diagnose erklären, so die Forscher. Weshalb solche Patienten bei vergleichbaren Tumorstadien seltener eine adjuvante oder neoadjuvante Therapie erhalten, sei unklar. Das müsse durch weitere Studien aufgeklärt werden.