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In München trafen sich Onkologen aus Stadt und Region bereits im 10. Jahr zu den TZM-Essentials, um in das Fortbildungsjahr 2018 zu starten. Dabei kamen auch spannende Daten aus München selbst zur Sprache.

Paradoxe Überlebensdaten beim Mammakarzinom

Die Überlebensraten von Patientinnen mit primär nicht metastasiertem Brustkrebs sind seit den 1980er-Jahren gestiegen. Metastasiert das Karzinom später doch, ist das Überleben heute kürzer — wie kann das sein?

Daten aus Tumorregistern könnten wertvolle Informationen zur Krebstherapie und Tumorbiologie liefern, erklärte Prof. Jutta Engel vom Tumorregister München. Sie illustrierte das am Beispiel einer aktuellen Analyse von über 60.000 T-N-M0-Brustkrebsfällen, die sie zusammen mit Kollegen auf Basis des Müchner Tumorregisters durchgeführt hatte [Hölzel D et al. J Cancer Res Clin Oncol. 2017;143(9):1701-12]: Einerseits seien die Überlebensraten im Untersuchungszeitraum zwischen 1978 und 2013 dramatisch gestiegen (5-Jahres-Überlebensrate 80,3 vs. 93,6 % für den Vergleich der Perioden 1978–81 vs. 2007–13; adjustierte Hazard Ratio [HR] 0,54; p < 0,0001); andererseits seien die Raten für das Überleben nach Metastasierung der Erkrankung (PMS, „post-metastasis survival“) gesunken (HR 1,36 für 1978–81 vs. 2007–13; p < 0,0001).

Im Laufe der letzten Jahrzehnte sei es zu einer Veränderung des Metastasierungsmusters gekommen. Bei einem größeren Anteil von Patienten würden heute durch die adjuvante systemische Therapie (ATH) (Mikro-)Metastasen verhindert oder eliminiert. Allerdings würden wohl nicht alle bzw. nur bestimmte Metastasen (MET) durch die Therapie entfernt, nämlich vor allem Skelett- und Lymphknoten-MET. Dadurch stiege — prozentual betrachtet — der Anteil von viszeralen MET (z. B. in der Leber) und ZNS-MET; diese MET träten erst später im Krankheitsverlauf auf, zeigten dann aber eine schlechtere Prognose. Insgesamt gäbe es also weniger MET (und daher bessere Überlebensraten) — komme es aber zu einer Metastasierung im Krankheitsverlauf, sei der Anteil „aggressiverer“ MET größer und das PMS für die Gesamtgruppe der Patientinnen mit MET im Verlauf (paradoxer Weise) schlechter als früher. Aufgrund dieser Befunde sei indes nicht auszuschließen, dass sich das PMS in einzelnen Subgruppen über die Zeit auch verbessert haben könnte, so die Forscher um Engel.