_ Die Lebenszeitprävalenz von Depressionen liegt in der Allgemeinbevölkerung bei 15 %. Für Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) beträgt sie hingegen 28 %. Diese Zahlen nannte Prof. Dieter F. Braus, Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden. Bei Menschen unter 60 Jahren sind Depressionen weltweit die häufigste Invaliditätsursache, gab Braus zu bedenken. Mit drei einfachen Fragen können jeder Arzt einer Depression auf die Spur kommen:

  • Haben Sie sich in den vergangenen zwei Wochen niedergeschlagen oder hoffnungslos gefühlt?

  • Haben Ihr Interesse oder Ihre Freude Dinge zu tun abgenommen?

  • Haben sich Ihr Schlaf (und die Libido) verändert?

Mit einigen wenigen Medikamenten sollten Ärzte — auch Rheumatologen — bei Depressionen vertraut sein : Der slektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) Escitalopram/Citalopram sei wegen des Risikos der QT-Zeitverlängerung eher für jüngere Patienten geeignet. Der SSRI Sertralin sei bei Älteren ratsam. Eine mögliche Therapie-Option seien auch selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) wie Duloxetin. Bupropion oder Agomelatin stünden als Reservemedikamente zur Verfügung .

Kurzzeittherapie bedeute in der Psychiatrie immer eine mindestens dreimonatige Behandlung, sagte Braus. Soll eine Pharmakotherapie beendet werden, müssen die Medikamente langsam ausgeschlichen werden — über mindestens drei Monate. Dabei gelte die Regel: Der zuerst verordnete Wirkstoff sollte als letzter abgesetzt werden. („first in — last out“).

Der Psychiater räumte auch mit dem Vorurteil auf, Antidepressiva würden die Selbstmordrate erhöhen. „Ein Suizid hat nichts mit Antidepressiva zu tun!“ Studiendaten zufolge hätten SSRI bei jüngeren Patienten keinen Effekt auf die Suizidalität, bei Älteren würden sie diese sogar reduzieren.

Die simultane Verordnung von Antidepressiva und Benzodiazepinen habe deutlich zugenommen. Bei dieser Kombination sei aber Zurückhaltung angesagt, mahnte der Psychiater. „Für Rheumapatienten ist das nichts.“