Laurens de Cock, orthopädischer Chirurg an der Universitätsklinik Löwen, und sein Team haben die Knie von 564 Jungen und 444 Mädchen im Alter zwischen zwölf und 19 Jahren vermessen und die Ergebnisse zur Intensität der jeweiligen Sportarten, welche die Heranwachsenden betrieben, in Relation gesetzt. Neben Fußball waren das weitere besonders gelenkbelastende („high impact“) Sportarten wie Tennis, Joggen, Volleyball und Basketball, wobei die Kinder und Jugendlichen teilweise auch mehrere Sportarten parallel ausgeübt hatten.

Als Messparameter dienten den Ärzten die Abstände zwischen den beiden medialen Femurkondylen (IC) sowie den beiden medialen Fußknöcheln (IM). Aus beiden Werten wurde jeweils der Quotient gebildet (IC/IM).

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Auch Volleyball zählt zu den gelenkbelastenden High-Impact-Sportarten.

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Die Daten der Teilnehmer wurden für drei Altersgruppen ausgewertet: 12- bis 13-Jährige, 14- bis 15-Jährige und Ältere. Mithilfe von Fragebögen wurde eruiert, welche Sportarten die Jugendlichen an wie vielen Stunden pro Woche betrieben.

O-Bein-Neigung korreliert mit der Sportintensität

Die Autoren stellten eine deutliche Korrelation zwischen der Intensität des Impact-Sports und der Entwicklung der Knieausrichtung hin zum O-Bein fest. Dazu trug nicht nur Fußballspielen, sondern jede der untersuchten Sportarten ihr Scherflein bei. Signifikant positive Assoziationen fanden sich bei allen Teilnehmern für Fußballspielen, Joggen und Volleyball, wobei Letzteres die Fehlstellung sogar noch stärker zu begünstigen schien als Fußball. Bei Mädchen war die Trainingsintensität für alle untersuchten Sportarten mit höheren IC/IM-Werten verknüpft.

Der Zusammenhang zwischen Sportintensität und O-Bein-Entwicklung zeigte sich in allen Altersgruppen. Am deutlichsten war dieser jedoch in der Phase, in der die Kinder ihren ausgeprägtesten Wachstumsschub erlebten. So war die IC/IM-Zunahme bei den Mädchen zwischen 12 und 13 Jahren am stärksten, bei den Jungen zwischen 13 und 14 Jahren. Die Werte stiegen bei Mädchen bis zum Alter von 15 Jahren (IC/IM-Maximum: 15,2 mm), bei Jungen war der höchste Wert von durchschnittlich 30,3 mm im Alter von 17 Jahren erreicht.

Kumulativer Belastungsstress begünstigt verzögertes Wachstum

Als Erklärung ziehen die Forscher das Hueter-Volkmann-Gesetz heran: Demnach hemmt dauerhafter Druck im pathologischen Bereich das Längenwachstum. Bei High-Impact-Sportarten wird vor allem das mediale Knie-Kompartiment belastet. Kumulativer Belastungsstress, so die Theorie, könne also in einer einseitigen medialen Wachstumsverzögerung resultieren; die Folge seien O-Beine.

Fazit: Die Zusammenhänge zwischen intensiver Ausübung gelenkbelastender Sportarten im Kindesalter und der Entwicklung von O-Beinen müsse man dringend näher untersuchen, fordern De Cock und Kollegen. Dies gelte vor allem im Hinblick darauf, dass eine Varus-Fehlstellung des Knies im späteren Leben die Entstehung einer Gonarthrose begünstige. Derzeit sei allerdings noch nicht klar, ob der Sport die Fehlstellung bedingt oder ob Kinder aufgrund ihrer angeborenen Kniestellung auf die eine oder andere besonders gelenkbelastende Sportart verzichten oder diese zumindest nicht hochintensiv betreiben sollten. Keinesfalls jedoch sollte man Kinder von sportlichen Aktivitäten abhalten.