Welche intrazerebralen Prozesse die aktive Prothese eventuell in Gang setzt, wollten Prof. Ariel Schoenfeld und sein Team vom Leibniz-Institut für Neurobiologie Magdeburg wissen. Über ein meist an der Ferse platziertes subkutanes Implantat löst die aktive Prothese eine koordinierte elektrische Stimulation aus. Elektrische Impulse werden an die entsprechenden Nervenzellen im Gehirn gesendet, die ihrerseits die Fußhebermuskulatur (re-)aktivieren.

In einer kleinen Studie mit elf Patienten untersuchten die Forscher nun, ob sich die Prothese längerfristig strukturell auf das Gehirn der Anwender auswirkt. Denn bei einer Patientengruppe verschlechterte sich das Gangbild nach Entfernen der aktiven Prothese wieder, während die Besserung bei der zweiten Gruppe auch nach Ausschalten des Reizes erhalten blieb. „Wir haben herausgefunden, wie sich Nervenzellen in der sensorischen Hirnrinde funktionell durch die aktiven Prothesen neu organisieren und so die Beinbewegungen verbessern“, so Schoenfeld.

Tatsächlich stellten die Wissenschaftler in der Magnetresonanztomografie nach dreimonatiger Nutzung der Prothese gewisse Unterschiede fest: Die Probanden, die auch nach dem Abschalten der Prothese bessere Beinbewegungen hatten, zeigten vorwiegend strukturelle Veränderungen in der vom Schlaganfall betroffenen Hirnhälfte. Bei den Teilnehmern, deren Bewegungsmuster direkt nach dem Ausschalten wieder dem vor der Prothesenbehandlung entsprach, stellten die Forscher zumeist funktionelle Umorganisationsprozesse in der kontraläsionalen Hirnhälfte fest.

Fazit: Obwohl die Autoren die kleine Patientenzahl zu bedenken geben, sind sie der Meinung, dass ihre Forschungsergebnisse die Behandlung von Patienten mit Fußheberschwäche verbessern könnten. So profitierten die Patienten davon, wenn ihr Arzt die durch die Prothese veränderte Hirnregion kenne und dadurch etwa Reha-Maßnahmen gezielter auswählen könne.