Hyaluronidase (HYAL) hat inzwischen einen festen Platz in der ästhetischen Chirurgie und Dermatologie. Als Adjuvans zur Lokalanästhesie (LA) kann das Enzym zu optimalen Operationsbedingungen beitragen. Darüber hinaus wird es „off-label“ als Antidot bei Fillerkomplikationen eingesetzt.

Lidstraffungen sind Spitzenreiter bei ästhetisch-plastischen Eingriffen, berichtete Dr. med. Welf Prager, niedergelassener Dermatologe in Hamburg. Im Allgemeinen werden diese Eingriffe in Lokalanästhesie (LA) vorgenommen. Um bestmögliche Operationsvoraussetzungen zu schaffen, hat sich hierbei die Koapplikation von HYAL (Hylase® Dessau®) bewährt. Das Enzym spaltet körpereigene Hyaluronsäure (HA) und lockert dadurch das Gewebe auf. So kann das Lokalanästhetikum rascher zum Zielort diffundieren und vergrößert den schmerzunempfindlichen Bezirk. Bei besserer intra- und postoperativer Analgesie reduziert sich die Menge des benötigten Narkosemedikaments auf etwa ein Drittel. „Je weniger der Operateur die Strukturen durch das Lösungsvolumen verändert, desto besser kann er sie rekonstruieren“, betonte Prager. Dieser Spreading-Effekt der HYAL sei vor allem bei extrem schmerzsensiblen Bereichen hilfreich, beispielsweise der Lidkante oder Narbenarealen, in die der Operateur nicht direkt spritzen will. Darüber hinaus bewirkt das Enzym in Kombination mit der LA eine stärkere Akinesie der Augenmuskeln.

Eine weitere Anwendung von HYAL sei der Off-label-Einsatz bei Fillerkomplikationen, erklärte Prof. Dr. med. Peter Gerber von der Klinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. Dermalfiller zur Faltenunterspritzung seien die einzigen Füllmaterialien, für die im Notfall ein Antidot verfügbar ist. Denn das Spektrum potenzieller Komplikationen reiche von Über- beziehungsweise Fehlkorrekturen über Infektionen und Hautnekrosen bis (selten!) hin zur Erblindung. Bei der Gewebsaugmentation mit HA-Fillern sei deshalb die unmittelbare Verfügbarkeit von HYAL obligat. Bei versehentlicher Injektion von HA in ein Gefäß mit drohendem Visusverlust sollte sofort HYAL in den Retrobulbärraum gespritzt werden (1.000 E/h). Auch Überkorrekturen lassen sich in den meisten Fällen rasch durch eine intraläsionale HYAL-Infiltration auflösen.