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Hormonelles Anti-Aging: Was ist evidenzbasiert?

Zu den evidenzbasierten Anti-Aging-Strategien zählt die Hormonsubstitution, berichtete Prof. Christiane Bayerl, Klinik für Dermatologie und Allergologie, Helios Kliniken Wiesbaden, die gemeinsam mit Prof. Claudia Borrelli, Universitäts-Hautklinik Tübingen, den ADK-Kurs leitete. Die Haut sei ein hormonaktives Organ: Hormone beeinflussen Morphologie, Funktionen, Permeabilität und Heilung der Haut, den Metabolismus von Hautzellen und die Lipogenese der Talgdrüsen [Zouboulis CC, Makrantonaki E. Rejuvenation Res 2012;15:302–12]. Auf vielen Zellen wie Keratinozyten, Fibroblasten und Gefäßendothelien finden sich Östrogenrezeptoren. Sinkt das 17β-Östradiol in der Menopause, wird beispielsweise im Sebozyten der Östrogenrezeptor ER-α nicht ausreichend adressiert, die Lipidsynthese nimmt ab und es kommt zu der für die Altershaut typischen Trockenheit. Der 17β-Östradiol-Abfall führt außerdem zu einer reduzierten Fibroblastenproliferation und in der Folge zum Abbau von Kollagen und Faltenbildung.

Die Anwendung von lokalen Östrogencremes hat nachweislich günstige Effekte auf die Hautalterung und führt zu einer besseren Organisation der elastischen Fasern, einer Zunahme des Kollagen und einer verminderten Hauttrockenheit. Schon in den 1990er-Jahren konnte gezeigt werden, dass eine topische Behandlung sowohl mit Östradiol als auch mit Östriol nach sechs Monaten zu mehr Elastizität, geringerer Faltentiefe und verbessertem Feuchtigkeitsgehalt der Haut führte. Histologisch konnte eine vermehrte Bildung von Kollagenfasern nachgewiesen werden [Schmidt JB et al. Int J Dermatol 1996;35:669–74]. Die günstigen Effekte des topischen 17β-Östradiol können dadurch erklärt werden, dass Matrix-Metallo-Proteinasen (MMP), die für einen vermehrten Kollagenabbau verantwortlich sind, herunterreguliert werden, erklärte Bayerl. Dadurch kommt es zu einer besseren Verzahnung von Ober- und Unterhaut und vermehrter Hautdicke mit erhöhter Bildung elastischer Fasern und günstigerer Keratinozytenproliferation [Son ED et al. J Invest Dermatol 2005;124:1149–61].

Weitere Studiendaten zeigen, dass die Haut von Patientinnen unter einer Hormonersatztherapie von einer zusätzlichen Anwendung einer Östradiolcreme profitiert [Patriarca MT et al. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol 2007;130:202–05].

Werden die handelsüblichen Östradiolpräparate zur Anregung der Kollagenproduktion wie vorgesehen nur einmal täglich angewendet, kommt es nicht zu erhöhten Hormonspiegeln, betonte Bayerl. Zur Sicherheit sollte die Konzentration unter 0,01 % Östradiol bleiben. Am besten sollte die topische Hormontherapie bereits früh nach der Menopause beginnen. Günstig beeinflusst wird allerdings nur die intrinsische Hautalterung, gegen starke Lichtalterung kann die topische Hormontherapie nichts ausrichten, so Bayerl.