Der Bundeskongress Soziale Arbeit versteht sich von Beginn an als Forum fachlicher und politischer Auseinandersetzung an der Schnittstelle von Praxis, Wissenschaft und Politik. Es geht darum, sich als Fachkräfte, Politiker_innen und Wissenschaftler_innen zu organisieren und sich über sozialpolitische und gesellschaftliche Verhältnisse zu verständigen, die sich in die Profession und Organisation der Sozialen Arbeit auf unterschiedlichste Weise einschreiben.

Seit den Anfängen stehen vor allem professionspolitische Auseinandersetzungen im Vordergrund. Fragt man die Hauptinitiator_innen des ersten Bundeskongresses 1992 in Lüneburg, so war es erklärtermaßen ihr Ziel, die Profession Soziale Arbeit in ihrer gesellschaftlichen Positionierung zu stärken (s. Interview mit Hans-Uwe Otto). Ein Blick auf die Diskussionen beim ersten Bundeskongress (s. Reprint des Berichts von Hanfried Scherer) gibt Hinweise auf die Herausforderungen, mit denen sich die Soziale Arbeit dabei konfrontiert sah.

Positionspapier

Soziale Arbeit wird mit dem Bundeskongress als Akteurin in der Gestaltung des Sozialen adressiert und zugleich herausgefordert. Denn es geht nicht lediglich darum, den Gestaltungswillen Sozialer Arbeit zu markieren. Vielmehr steht der Bundeskongress für eine kritische Auseinandersetzung über Form und Richtung der Entwicklung des Sozialwesens. Dieses Anliegen äußert sich nicht zuletzt in der Tradition, am Ende des Kongresses ein Positionspapier für die (Fach-) Öffentlichkeit zu verfassen und sich damit zu aktuellen Entwicklungen zu verhalten. Dieses Positionspapier war gleichwohl stets mit einer Debatte um die ‚eine‘ Stimme der Sozialen Arbeit verbunden, die damit zum Sprechen gebracht werden sollte. Angesichts der enormen Ausdifferenzierung und Spezialisierung der Sozialen Arbeit und der sich vervielfältigen Fachdebatten in den unterschiedlichen Feldern scheint dies voraussetzungsreich(er), gleichwohl aber auch notwendiger denn je, um über ein Bündeln von Perspektiven und Interessen politisch wirkmächtig aufzutreten.

Gesellschaftskritisches Forum

Unter welchen — auch normativen — Vorzeichen eine Gestaltung des Sozialen zu diskutieren ist, zeigt sich markant in den Kongresstiteln über die Zeit. Ausgewählt werden Themen, die einerseits von sehr grundlegender Bedeutung für die Soziale Arbeit sind, die aber andererseits im Spiegel aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen von besonderer gesellschaftlicher Brisanz zu sein scheinen (s. Übersicht der Kongresstitel auf Seite 9). Der Bundeskongress Soziale Arbeit versteht sich mit dieser Perspektive als ein gesellschaftskritisches Forum. Genau diese kritische Position war immer auch Anlass der Auseinandersetzung um eben jene Position der Kritik, von der aus gesprochen wird (s. Beitrag von Timm Kunstreich).

Vom 5. bis 7. September 2018 findet der Kongress nun zum zehnten Mal statt. Dieses Jubiläum ist der Anlass, sowohl dem Bundeskongress Soziale Arbeit als auch seinem Motto „Der Wert des Sozialen — Der Wert der Sozialen Arbeit“ einen Schwerpunkt zu widmen (s. Beitrag von Simon Bleischwitz, Olga Janz, Christina Prediger, Michael Stricker und Holger Ziegler). Wie stellte sich der Bundeskongress in den Anfängen dar? Und wie hat er sich in seinem Format und in seiner inhaltlichen Ausrichtung über die Zeit verändert? Diesen und weiteren Frage(n) will sich unser Schwerpunkt annähern.