Christian Ziegeler vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und sein Team griffen für eine Analyse auf Angaben von 1.935 Patienten zurück: Im Jahr, bevor die Patienten Hilfe in der Spezialklinik suchten, hatten 89,5% wegen ihrer Migräne einen Allgemeinarzt, 74,9% einen Neurologen und 47,4% einen Orthopäden aufgesucht. Rund jeder zweite Patient war zu einer Schädel-CT geschickt worden, ebenso viele mussten sich einer MRT unterziehen, ohne dass dies auch nur in einem Fall die Diagnose geändert hätte. Gemessen an dem, was die Leitlinien zur Migräne besagen, waren 34,2% der Patienten falsch behandelt worden. Beispielsweise hatten 60,8% der Patienten, die keine Präventionsmedikation erhalten hatten, im Schnitt mindestens drei Migräneattacken im Monat — womit eine klare Präventionsindikation bestand. Diese Patienten hatten in den drei Monaten vor der Konsultation der Spezialisten im Durchschnitt fünf Arbeits- oder Schultage versäumt. Und einmal angesetzt, verlief die medikamentöse Prävention in 71,2% der Fälle erfolgreich. Die Hamburger Kopfschmerzspezialisten fordern deshalb, die Therapieleitlinien stärker im klinischen Alltag zu verankern.