Die Aufgaben eines Rechtsmediziners sind vielseitig und unterscheiden sich stark von dem Bild, das die einschlägigen Krimiserien wie „Tatort“, „Navy CIS“ oder „Bones — Die Knochenjägerin“ dem Zuschauer vermitteln.

Das zeigt eine Ausstellung mit dem Titel „Hieb § Stich — Dem Verbrechen auf der Spur“, die derzeit im Wilhelm-Fabry-Museum in Hilden zu sehen ist. Dr. Lars Oesterhelweg, leitender Oberarzt und stellvertretender Direktor des Instituts für Rechtsmedizin an der Charité Berlin, sprach anlässlich der Eröffnung. Der Rechtsmediziner wird regelmäßig an Fundorte von Gebeinen gerufen, die aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges stammen.

Während Fernseh-Rechtsmediziner vor allem spektakuläre Morde aufklären, sind die Experten im wahren Leben auch in der Drogendiagnostik, als Sachverständige vor Gericht oder im Umgang mit Opfern von Gewalttaten tätig. Die Ausstellung „Hieb § Stich“ zeigt auch diese Seite des Berufs. Sie ist eine Fortsetzung der Schau „Vom Tatort ins Labor — Rechtsmediziner decken auf“, die im Jahr 2012 dort zu sehen war.

Unterhaltsam, ohne Schockmomente

Ohne auf Schock- und Gruselmomente zu setzen, beschreibt sie unterhaltsam die tägliche Arbeit der Rechtsmediziner nach einem ungeklärten Todesfall. Der Besucher tritt zunächst an einen Tatort, der zwar nachgebaut ist, aber einem realen Fall entspricht: Ein Mann hat seine Frau im Streit erstochen, jetzt müssen Spuren gesichert werden.

Der nächste Raum führt den Besucher in das Kommissariat, wo die Ermittler die sichergestellten Spuren auswerten. Weitere Exponate gehören zu den Überresten einer Wasserleiche. An deren Kleidung wurden Flusskrebse und Algen gefunden, am Schädel und Schuhen sind Löcher zu sehen, die durch das Treiben und Schleifen am Gewässergrund entstanden sind.

Nach dem Kommissariat ist der Sektionssaal ein wichtiger Ort zur Klärung eines Todesfalls. Hier erfährt der Besucher viel über Techniken und Verfahren der historischen und modernen Rechtsmedizin, etwa der Daktyloskopie, der Identifizierung von Personen mittels Finger- oder Ohrabdrücken.

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Im Gegensatz zu Krimiserien sind die Experten vielseitiger unterwegs.

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Neue Verfahren helfen bei der Untersuchung

Ein relativ junges Verfahren ist der Einsatz postmortaler Computertechnologie. Es hilft den heutigen Rechtsmedizinern bei der Untersuchung unklarer Todesursachen. „Früher war die Leichenöffnung die einzige Möglichkeit, einen Befund zu erheben“, erläuterte Oesterhelweg. „Allerdings lässt dieses Verfahren eine erneute Überprüfung oder Beurteilung durch einen weiteren Gutachter nicht zu, weil es ein destruktives Verfahren ist.“

Das ist bei der PMCT nicht der Fall. Mit der Methode können Rechtsmediziner dreidimensionale Rekonstruktionen eines Körpers anfertigen und hochauflösende Schnittbilder von ihm erstellen, ohne ihn zu zerstören.

Die Ausstellung „Hieb § Stich“ ist bis 14. Juli 2019 im Wilhelm-Fabry-Museum in Hilden zu sehen.