Patienten, die zwecks Antikoagulation den Thrombinhemmer Dabigatran oder den Faktor-Xa-Hemmer Rivaroxaban erhielten, hatten innerhalb eines Jahres ein signifikant niedrigeres Risiko für intraokulare Blutungen als mit Warfarin behandelte Patienten. Zu diesem Ergebnis kommen US-Untersucher um Dr. Katherine Uyhazy aus Philadelphia in einer Analyse von Patientendaten aus einer großen Datenbank eines privaten US-Versicherungsnetzwerkes. Der Vergleich des neueren P2Y12-Hemmers Prasugrel mit Clopidogrel ergab keinen relevanten Unterschied bezüglich des Risikos für Blutungen im Bereich der Augen zwischen beiden Thrombozytenhemmern.

Bisher widersprüchliche Datenlage

In der Frage, wie häufig es unter oral applizierbaren Antithrombotika zu Glaskörper- oder Netzhautblutungen kommt, bestehen noch viele Unklarheiten. Bezüglich oraler Antikoagulanzien war die Datenlage bisher widersprüchlich, für Thrombozytenhemmer gab es diesbezüglich so gut wie keine Daten.

Eine auf Daten aus einer WHO-Datenbank basierende Analyse hatte ergeben, dass die neueren und nicht Vitamin-K-abhängigen oralen Antikoagulanzien (NOAK) Dabigatran und Rivaroxaban mit einem höheren Risiko für intraokulare Blutungen assoziiert sind als Warfarin. Dieses Ergebnis könnte aber durch die Tatsache, dass ausschließlich spontane Ereignismeldungen die Grundlage für die ermittelte Häufigkeit dieser Blutungsereignisse bildeten, beeinflusst worden sein.

Eine Mitte 2017 publizierte Metaanalyse der Daten von mehr als 102.000 Patienten aus 12 randomisierten Phase-III-Studien kam denn auch zu einem ganz anderen Ergebnis. Danach war die Antikoagulation mit NOAKs im Vergleich zu Warfarin mit einem um 22% niedrigeres Risiko für intraokularer Blutungen assoziiert.

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Eine intraokulare Blutung kann das Augenlicht gefährden.

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Vorteil der Antikoagulation mit NOAK

In die gleiche Richtung gehen die aktuellen Ergebnisse der Untersuchergruppe um Uyhazi. Ihre „Real-world“-Analyse, die auf Daten von Patienten mit zwischen 2010 und 2015 erfolgter Antithrombotika-Verordnung gründet, beinhaltet zwei Vergleiche: Zum einen wurden 146.137 Patienten, die Warfarin erhalten hatten, mit 64.291 Patienten verglichen, denen entweder Dabigatran oder Rivaroxaban verordnet worden war. Zum anderen wurden 103.796 auf Clopidogrel eingestellte Patienten und 8.386 mit Prasugrel behandelte Patienten verglichen. Patienten mit einem a priori erhöhten Risiko für intraokulare Blutungen blieben von der Analyse ausgeschlossen.

Mit Blick auf die Antikoagulation wurde bezüglich der Häufigkeit von intraokularen Blutungen nach dreimonatiger Beobachtungsdauer in der multivariaten Analyse noch kein signifikanter Unterschied zwischen Vitamin-K-Antagonist und NOAKs festgestellt. Nach einem Jahr war das relative Risiko für dieses spezifische Blutungsereignis dagegen in der mit Dabigatran oder Rivaroxaban behandelten Gruppe signifikant um 25% niedriger als in der Warfarin-Gruppe (Hazard Ratio 0,75, p=0,03). Mit Blick auf die Thrombozytenhemmung zeigte sich, dass Prasugrel weder nach drei Monaten noch nach einem Jahr im Vergleich zu Clopidogrel mit einem erhöhten Risiko für Blutungen im Augenbereich assoziiert war.

Auch in Hinblick auf Komplikationen von Vorteil

Nach diesen Ergebnissen scheinen NOAKS auch hinsichtlich des Risikos für ophthalmologische Blutungskomplikationen von gewissem Vorteil und neuere Plättchenhemmer zumindest nicht von Nachteil zu sein. Allerdings blieben die NOAKs Apixaban und Edoxaban sowie der Thrombozytenhemmer Ticagrelor bei der aktuellen Analyse unberücksichtigt.