Ärzte können seit Inkrafttreten des Cannabisgesetzes 2017 cannabisbasierte Arzneimittel zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnen. Der ZNS-Spezialist Neuraxpharm will mit aus Israel importiertem Medizinalhanf in den deutschen Markt für medizinisches Cannabis einsteigen.

Seit den 1990er-Jahren können körpereigene Cannabinoid-Rezeptoren wie CB1 und CB2 im Cannabinoidsystem differenziert werden, erläuterte Ivan Manzini, Biologe an der Justus-Liebig-Universität Gießen. CB1-Rezeptoren sind vorwiegend im Gehirn und Nervensystem, CB2-Rezeptoren vorwiegend in peripheren Organen und im Immunsystem exprimiert. Cannabis sativa enthält mehr als 100 Phytocannabinoide wie Tetrahydrocannabinol (THC) oder Cannabidiol (CBD). Medizinisches Cannabis finde vor allem in der Schmerztherapie Anwendung, so PD Dr. Dirk Czesnik, Praxis für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Göttingen.

Neue Wege in der Schmerztherapie seien erforderlich, da etwa 10-20 % der Bevölkerung an chronischen Schmerzen litten und existierende Wirkstoffe Grenzen hätten, betonte er.

Das Endocannabinoidsystem spiele auf allen anatomischen Ebenen der Schmerzverarbeitung eine bedeutende Rolle, so Czesnik. Die cannabinerge Modulation erlaube die Inhibition aszendierender Bahnen, die Inhibition neuronaler Sensitivierung, die Aktivierung hemmender absteigender Bahnen sowie die Modulation emotionaler und kognitiver Verarbeitung. Innerhalb der letzten Jahre konnte die analgetische Wirksamkeit von THC immer besser belegt werden. Weitere krankheitsspezifische, wirkstoffspezifische Untersuchungen sind jedoch notwendig, um ein besseres mechanismenbasiertes Verständnis zu generieren und die Wirkung von CBD besser zu verstehen. Begleiterhebungen sind eine sehr sinnvolle Möglichkeit, das Wissen über die cannabinerge Modulation zu verbessern, fasste Czernik zusammen.

Medizinisches Cannabis in der Schmerztherapie - Klinik- und Praxis-relevantes Wissen Virtuelles Symposium beim Deutschen Schmerzkongress, 22.10.2020; Veranstalter: Neuraxpharm