Geschätzte Leserinnen und Leser,

wieder ist ein Jahr bald vorbei – und was für eines. Heute beginnt der zweite Lockdown. Am Dienstag wird in Amerika gewählt. Ich muss gestehen, mich lässt das nicht ganz kalt. Seit meinem ersten Urlaub in den USA hege ich eine Begeisterung für Reisen in dieses Land, und ich weiß noch, wie ich bei meinem ersten Aufenthalt dachte: Es ist hier wirklich alles wie im Fernsehen oder Kino – Realität in Technicolor. Aber eigentlich war mein Plan, in diesen chaotischen Zeiten etwas Besinnliches über Weihnachten zu schreiben. Und bei dem Gedanken muss man natürlich willkürlich an den Weihnachtsmann denken. Heute hat man immer einen gutmütigen, weißbärtigen, älteren Mann mit einem BMI über 35 vor Augen, der – in Rot und Weiß gekleidet – Gaben verteilt. Auch bringt man mit dieser Figur sehr oft Coca-Cola in Verbindung, tatsächlich feierte er 1920 in der Weihnachtswerbung für dieses Getränk Premiere [1]. Die heute bekannte Figur gibt es seit 1931 [1]. Dabei ist der Weihnachtsmann keine amerikanische Erfindung, sondern wurde von Europa importiert. So hat Hoffmann von Fallersleben den Text zu „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ 1835 verfasst. „Santa Claus“ leitet sich vom niederländischen „Sinterklaas“ ab.

In meiner Kindheit wurden die Geschenke aber nicht vom Weihnachtsmann, sondern vom Christkind gebracht. Der Mann im roten Mantel kam am Nikolaustag, zusammen mit Knecht Ruprecht. Von kirchlicher Seite scheint die Unterscheidung zwischen Nikolaus und Weihnachtsmann durchaus eine Relevanz zu besitzen: So wurde 2002 vom katholischen Bonifatiuswerk die „Weihnachtsmannfreie Zone“ als Nikolausaktion ins Leben gerufen, um auf das Wirken des heiligen Nikolaus aufmerksam zu machen (s. Abb. 1). Vor einem Jahr bin ich an dieser Stelle kurz auf die Heiligenfigur eingegangen.

Abb. 1
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Das bis 2018 verwendete Logo für die „Weihnachtsmannfreie Zone“. Aus: [5]

Fazit: Der Mann im roten Mantel bringt in Europa die Geschenke nicht nur zu Weihnachten, sondern auch am 06. Dezember. Im Rahmen der Recherche zu diesem Editorial habe ich dann gelernt, dass der Brauch des Beschenkens der Kinder an Weihnachten von Luther seit etwa 1535 als Alternative zur bisherigen Geschenksitte am Nikolaustag propagiert wurde, um so das Interesse der Kinder auf Christus anstelle der Heiligenverehrung zu lenken [2]. Und Deutschland ist hier offenbar zweigeteilt, wie in der Abb. 2 zu erkennen ist [3]:

Abb. 2
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Während im Norden und Osten Deutschlands an Heiligabend der Weihnachtsmann (dunkelblau) erscheint, übernimmt im Süden und Westen Deutschlands (inklusive des traditionell katholischen Gebiets im westlichen Niedersachsen) das Christkind (hellblau) diese Aufgabe, ebenso wie in Österreich und in der Schweiz (adaptiert nach [3])

Der populäre Mythos, dass der Weihnachtsmann, der mit einem von Rentieren gezogenen fliegenden Schlitten reist, nachts durch den Kamin in die Häuser steigt und dort die Geschenke verteilt, geht auf das 1823 anonym veröffentlichte Gedicht The Night before Christmas zurück [2]. Zwar erschien mir das als Kind logischer, als das unsichtbare Christkind, aber da wir damals keinen Kamin hatten, war es ebenfalls mehr eine Glaubensfrage. Im Fernsehen hieß die Sendung, die am 24.12. nachmittags ausgestrahlt wurde, allerdings: „Wir warten aufs Christkind“, und nicht: „wir warten auf den Weihnachtsmann“. Diese Sendung wurde 1995 eingestellt. Die sensationelle Folge VI der Loriot-Reihe, die Weihnachten bei den Hoppenstedts thematisiert, wurde übrigens am 07.12.1978 erstmals ausgestrahlt. Falls Sie noch kein geeignetes Geschenk gefunden haben, – in dieser Sendung erhalten Sie wertvolle Tipps für ein gelungenes Weihnachtsfest. Für die heutige Zeit in dieser Folge passend erscheint hier die Jodelschule, also Jodeln mit Jodelabschluss-Diplom. Sie sollte es ermöglichen, dass Hausfrauen etwas Eigenes haben, wenn die Kinder mal aus dem Haus sind.

Infektionen nach Gefäßrekonstruktionen bleiben eine große Herausforderung für die Gefäßchirurgie

Während viele sicher die Hoppenstedts kennen, – wussten Sie, dass Loriot eine Heimoperation verfilmt hat? In „Loriot – Du und Dein Körper“ aus 1976 ist ab 03:02 ein visionärer Sketch dargestellt [4]. Einleitend sagt der Moderator: „Unsere Krankenhäuser sind überfüllt. Arzt‑, Operations-, und Klinikkosten werden unerschwinglich. In diesem Zusammenhang hat in letzter Zeit die Bevölkerung auf breiter Basis den Weg der medizinischen Eigenhilfe beschritten, der auf der Do-it-yourself-Methode (…) beruht.“ Es folgt dann ein Film einer Operation auf dem Küchentisch. Beeindruckend sind die zahlreichen Klemmen im Bauch des Patienten und auch die interessante Verwendung der Mund-Nasen-Bedeckungen, die in heutigen Corona-Zeiten eine Ordnungsstrafe nach sich ziehen würde.

Dies spannt den Bogen zu dem sehr ernsten Thema der vorliegenden Ausgabe der Gefässchirurgie: Septische Gefäßchirurgie. Die Infektionen nach Gefäßrekonstruktionen stellen nach wie vor eine große Herausforderung für die Gefäßchirurgie dar. T. Karl und M. Storck haben ein sehr schönes Heft zusammengestellt und gehen in der Hinführung zum Thema näher darauf ein. In letzter Zeit erhalten wir erfreulicherweise vermehrt Kasuistiken, sodass Sie in dieser Ausgabe 2 interessante Fälle finden (Z. Halloul und B. Geier). Die Herausgeber der Rubrik „PAVK“ ist unvermindert fleißig, diesmal geht es um Zusammenhang zwischen PAVK und Paradontitis (Ch. Behrendt), und ich möchte auch auf das Editorial von Ch. Behrendt hinweisen. R. Michalek ergänzt seine Reihe um die Gefäßmedizin der ägyptischen Antike. In der CME-Fortbildung geht es um ein sehr wichtiges Thema, nämlich die Fehlermöglichkeiten und deren Konsequenzen bei der Ausmessung von Aortenaneurysmen (W. Schäberle) – sicher nicht nur für Weiterbildungsassistent*innen von Interesse.

Ich hoffe sehr, dass sich die Zustände um uns herum, die Wellen und Wogen zu dem Zeitpunkt, wenn Sie diese Ausgabe vor sich sehen, beruhigt haben, und Sie die Muße finden, die Zeitschrift zu lesen.

Herzlichst, Ihr

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Prof. Dr. A. Larena-Avellaneda