Zusammenfassung
Der Beitrag fasst die Ergebnisse einer Umfrage zusammen, die brieflich, telefonisch und persönlich zwischen 2008 und 2010 geführt wurde. Er gibt einen Überblick über die Entwicklung der klinischen Gefäßchirurgie in Österreich von 1946 bis 1968. In dieser Zeit haben vor allem die Amerikaner das Fach Gefäßchirurgie vorangetrieben, während bedeutende europäische Entwicklungen aus dieser Zeit wie die Thrombendarteriektomie von Dos Santos und der Venenbypass von Kunlin nur langsam bekannt wurden. Obwohl die alten Unterlagen nicht mehr greifbar sind und nur in wenigen Fällen die Vorgänger der jetzigen Primarärtze erreicht werden konnten, ergibt sich die folgende Entwicklung: In Österreich wurden anfänglich außer Varizenoperationen und vereinzelten Gefäßverletzungen sowie Embolektomien (noch ohne Fogarty-Katheter) keine planmäßigen Gefäßoperationen durchgeführt. Ausgehend von einigen wenigen Kliniken wurden die „modernen“ Operationsverfahren angewendet und in die klinische Ausbildung aufgenommen. Mit der Gründung der ÖGG im Jahre 1968 durch Denck und Piza setzte im ganzen Land ein enormer Aufschwung des Faches ein. Seither hat sich die Therapie von Gefäßerkrankungen erheblich gewandelt. Die Gefäßchirurgie hat ihre Monopolstellung verloren. Viele vaskuläre Krankheitszustände werden von anderen Therapeuten behandelt, was sich letztlich als großer Vorteil erweist. Der neue Weg besteht in einer interdisziplinären Zusammenarbeit mit Angiologen und interventionellen Radiologen zum Vorteil für die Patienten.
Abstract
This article summarizes the results of a survey carried out by mail, by telephone and personally between 2008 and 2010 and gives an overview of the development of clinical vascular surgery in Austria from 1946 to 1968. During this period the discipline of vascular surgery was driven in particular by the Americans whereas significant European developments during this period, such as thrombendarterectomy by Dos Santos and vein bypass by Kunlin, only slowly attained recognition. Although the original documentation was no longer available and the predecessors of the current prominent physicians could be reached only in a few cases, the developments can be described as follows: in Austria no scheduled vascular operations were originally carried out except of varicose veins, isolated vascular injuries and embolectomies (still without a Fogarty catheter). The modern operation procedures were initiated by only a few hospitals. The founding of the Austrian Society for Vascular Surgery in 1968 by Denck and Piza brought an enormous impetus to the discipline throughout the whole country. Since then the treatment of vascular diseases has substantially changed. Vascular surgery has lost its monopoly position. Many vascular diseases are now treated by other disciplines which has actually proved to be an advantage. The new way consisting of an interdisciplinary cooperation between angiology and interventional radiology is advantageous for the patients.
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Interessenkonflikt
Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Nach einem Vortrag, gehalten in leicht veränderter Form bei der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgie am 04.06.2010 in Linz.
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Staudacher, M. Gefäßchirurgie in Österreich von 1946 bis 1968. Gefässchirurgie 17, 213–217 (2012). https://doi.org/10.1007/s00772-011-0919-x
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