Ovarial‑, Tuben- und Peritonealkarzinome gehören zu den am schwierigsten zu erkennenden und zu behandelnden Erkrankungen in der Onkologie. Erst 4 Jahre sind vergangen, seitdem in Der Onkologe das Leitthema „Ovarialkarzinom“ aktualisiert wurde. Seitdem hat sich im Kenntnisstand dieser Erkrankungen soviel verändert, dass eine Aktualisierung von Screening, Diagnostik und Therapie notwendig erschien.

Die Diagnose erfolgt nach wie vor häufig erst im fortgeschrittenen Stadium

Bei einem Großteil der Patientinnen wird die Diagnose immer noch erst im fortgeschrittenen Tumorstadium gestellt; echte Screeningmethoden existieren bisher nicht. Auch die Diagnostik sowohl der Früh- als auch fortgeschrittenen Stadien ist schwierig; daher wurde beiden Themen ein eigenes Kapitel gewidmet. Hinzu kommt die Beratung der Frauen und deren Angehörigen zum familiären Brust- und Eierstockkrebs. Die Beiträge von Taube et al. und Speiser et al. geben den aktuellen Stand wieder.

Vor den stets erforderlichen operativen Eingriffen besteht die Notwendigkeit einer adäquaten anästhesiologischen Aufklärung. Während der teilweise ausgedehnten Resektionen bedarf es einer entsprechenden Expertise des Anästhesisten. Hier zeigt der Artikel von Niggemann et al. differenziert den wichtigen Beitrag dieses Fachgebiets zum Erfolg der Operation.

Die Operation dient sowohl der Diagnostik, des Stagings und der Prognoseverbesserung und benötigt sehr gut abgestimmte und erfahrene interdisziplinäre und interprofessionelle Teams. Der aktuelle Beitrag von Sehouli et al. schildert im Detail die Indikationsstellungen für eine primäre Debulking-Operation oder verzögerte Intervall-Operation und den Verzicht der Lymphonodektomie in bestimmten Fällen. Hier zeigt sich der Fortschritt im Kenntnisstand der operativen Maßnahmen im Zusammenspiel mit der Systemtherapie.

In der medikamentösen Krebstherapie hat sich das Behandlungsspektrum in den letzten Jahren erheblich erweitert. Die erst vor wenigen Wochen vorgestellte SOLO1 Studie (N Engl J Med October 21, 2018) mit Einsatz eines PARP-Inhibitors als Erhaltungstherapie bei Patientinnen mit BRCA-positiven Ovarialkarzinom wird die Behandlungspraxis maßgeblich verändern. Für die Rezidivsituation existieren auf Basis nationaler und internationaler Studien inzwischen ebenfalls verschiedene Therapieoptionen, wobei die Themen Lebensqualität und Langzeitüberleben erheblich an Bedeutung hinzugewonnen haben und in die Diskussion mit den Patientinnen auch aktiv angesprochen werden sollten. Dieses Thema wird ausführlich von Marmé et al. diskutiert.

Die Nachsorge verändert sich mit dem Hintergrund der Erhaltungstherapien entscheidend und benötigt neue Definitionen und bessere Rahmenbedingungen, wie Almsted et al. überzeugend darstellen.

Grundlage des weiterhin notwendigen Fortschritts ist die unverminderte und weitere Intensivierung der Forschungsaktivitäten der Nord-Ostdeutschen Gesellschaft für Gynäkologische Onkologie e. V. (NOGGO e. V.) und der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie e. V. (AGO)

Grundlage für eine bessere Versorgung der Patientinnen bleibt die systematische Fort- und Weiterbildung.

Die Beiträge des vorliegenden Hefts vermitteln dem Leser einen aktuellen Einblick in die Veränderungen der Konzepte zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Ovarialkarzinoms und zeigen, dass bei allen Fortschritten Bewährtes Bestand hat und Unnützes verworfen wird. Im Mittelpunkt steht die Patientin, deren Lebensqualität bei allen Überlegungen zur kurativen oder palliativen Therapie immer größere Bedeutung gewinnt.

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Jalid Sehouli

Für die Schriftleiter

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Klaus Höffken

Für die Herausgeber