Durch frühzeitige Diagnostik und verbesserte Therapie wurde die Prognose der meisten Krebserkrankungen in den letzten Jahren verbessert. Viele Patienten haben nach der Therapie mittlerweile eine normale Lebenserwartung. Somit erhebt sich zunehmend die Frage, wie sich die Lebensqualität nach Krebs entwickelt. Besonders evident wird diese Frage im Rahmen der Behandlung kindlicher Krebserkrankungen. Die genaue Kenntnis der Langzeitfolgen ist für die Patientenaufklärung vor der Therapie notwendig.

Wichtig für Diagnostik und Entwicklung möglicher Therapieansätze ist das Wissen um die Langzeitfolgen

Noch bedeutsamer ist das Wissen um die pathophysiologischen Zusammenhänge der Langzeitfolgen für die Diagnostik im Rahmen der onkologischen Nachsorge und für die Entwicklung möglicher Therapieansätze.

Die Langzeitfolgen der onkologischen Allgemein- und Viszeralchirurgie mit Anleitungen zu deren Prävention und Behandlung werden von Zerche et al. dargestellt. Eine Reihe von Störungen können durch einfache diagnostische und therapeutische Maßnahmen gelindert werden.

Sekundärmalignome nach Krebsbehandlung im Kindesalter sind ein seit langem erkanntes und vielfach diskutiertes Thema. In dem Artikel von Scholz-Kreisel et al. werden aktuelle Daten der Internationalen Literatur und des Deutschen Kinderkrebsregisters vorgestellt.

Neben sekundären Malignomen sind kardiovaskuläre Spätfolgen relevant für Kinder und junge Patienten, die eine kurative Krebsbehandlung erhalten haben. Die aktuelle Literatur zur Kardiotoxizität von Radiotherapie und Chemotherapie wurde in der Übersicht von Merzenich et al. zusammengefasst. Die meisten Daten liegen von Langzeitüberlebenden nach Hodgkin-Lymphomen und nach Mammakarzinomen vor.

Endokrine Spätfolgen spielen eine besondere Rolle für die Lebensqualität von Erwachsenen nach der Behandlung einer kindlichen Krebserkrankung. Dies betrifft besonders Langzeitfolgen nach der Therapie von Hirntumoren und Leukämien. Dieses vielfältige und komplexe Problem wird in der Übersicht von Gebauer et al. dargestellt. Auch in diese Arbeit sind Daten aus dem Deutschen Kinderkrebsregister eingeflossen.

Wie kommt es zur Entwicklung der früher gefürchteten Spätfolgen der Radiotherapie und warum sind diese Folgen heute seltener geworden? Neben der technischen Verbesserung der Strahlentherapie spielte für diese Entwicklung die Kenntnis der Pathophysiologie von radiogenen Spätfolgen eine Rolle. In dem Artikel von Dörr wird aufgezeigt, dass Spätfolgen ein dynamisches Geschehen darstellen, welches die Chance zu einer Intervention bietet.

Wir sind sehr froh, dass wir Frau Sophie Fossa für dieses Heft gewinnen konnten. In einer Übersicht beschreibt sie ihre persönlichen Erfahrungen und ihre wissenschaftlichen Arbeiten über Spätfolgen bei Männern nach der Therapie von Hodentumoren. Fossa hat als Pionierin auf diesem Gebiet viele Langzeitfolgen erstmals entdeckt. Vorzeitige Alterungsprozesse, metabolisches Syndrom, chronisches Fatigue-Syndrom und Angststörungen wurden von ihr neben den bereits bekannten kardiovaskulären Spätfolgen und den Sekundärmalignomen als Folgen von Chemo- und Radiotherapie beschrieben. Die gesamte Erfahrung ihrer Arbeitsgruppe hat sie für dieses Heft in einer Übersicht zusammengefasst.

Weltweit liegt die Zahl der Langzeitüberlebenden nach Krebs bei 25 Mio. In den USA wird die Zahl auf 14 Mio. geschätzt. Somit wird eine beträchtliche Zahl von Langzeitüberlebenden in der Allgemeinmedizin zu betreuen sein. Die Diagnostik und Therapie von Langzeitfolgen wird für die Lebensqualität der uns anvertrauten Patienten eine bedeutsame Rolle spielen. Wollen wir hoffen, dass die Inhalte dieses Hefts einer breiten Leserschaft von Allgemeinmedizinern wie auch Onkologen zugänglich sein werden, damit das Leben nach Krebs nachhaltig verbessert werden kann.

Für die Schriftleiter und die Herausgeber

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Heinz Schmidberger, Mainz

Michael Ghadimi, Göttingen