Vom Findelkind zum Propheten

Zusammenfassung

Einleitung

Dieser Beitrag bietet einen historischen Überblick zum Thema Kindesweglegung und Kindestötung. Darüber hinaus werden die Einführung des ersten Babynestes im Wilhelminenspital der Stadt Wien sowie die weitere Entwicklung dieses Konzeptes in Österreich und anderen Ländern beschrieben.

Ergebnisse

Seit dem Jahr 2000 wurden in Österreich insgesamt 48 Findelkinder in den 15 Babyklappen abgegeben, 26 Babys allein in Wien. Seit der Legalisierung der anonymen Geburt im Jahr 2001 wurden bis Ende 2013 insgesamt 390 Kinder anonym geboren. Es werden die Daten aller österreichischen Bundesländer verglichen. Bisher konnten weder rechtliche Grundlagen noch internationale Regelungen die Probleme der Findelkinder lösen. Die Frage der Abwägung der Rechtsgüter Recht auf Leben (Art. 6 der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen) gegenüber dem Recht auf Kenntnis der biologischen Abstammung (Art. 7 Geburtsregister, Art. 8 Identität) wird kontrovers diskutiert. Logischerweise ist das Überleben des Neugeborenen Voraussetzung für die spätere Kenntnis der biologischen Abstammung, welche für die Identitätsfindung des Kindes von grundlegender Bedeutung ist.

Schlussfolgerung

Um Kindesaussetzung oder Kindestötung zu verhindern, müssen präventive Maßnahmen eingesetzt werden. Eine frühzeitige, umfassende Aufklärung sowie eine Schwangerenbetreuung sind hierbei essenziell. Die Babyklappe gilt nach Ausschöpfung aller anderen Angebote als letzte Möglichkeit, um in einer Ausnahmesituation nach der Geburt die Tötung oder Verletzung eines Kindes zu verhindern. Jedoch bedarf es in diesem Bereich nach wie vor neuer Lösungsansätze. Weitere Studien zur derzeitigen Situation sollten durchgeführt werden, um genauere Zahlen zu erhalten und neue Wege zu finden, mit diesen Problemen besser umzugehen. Eine länderübergreifende Lösung wäre wünschenswert. Im Zentrum aller Überlegungen muss aber primär immer das Wohl des Kindes stehen.

Abstract

Introduction

This article provides an historical overview on abandoned children and infanticide. Moreover, the implementation of the first baby hatch in the Wilhelminen Hospital in Vienna and further development of this concept in Austria and other countries are described.

Results

A total of 48 babies have been deposited in the 15 baby hatches in Austria since 2000, including 26 babies in Vienna. Since the legalisation of anonymous birth in 2001 a total of 390 children have been born anonymously in Austria up to the end of 2013. Data from all the Austrian regions are compared. Unfortunately, neither legal regulations nor international laws have yet been able to solve the problem of abandoned children. The question of weighing up the legal interests of the right to live (article 6 of the United Nations Convention on Rights of the Child) compared to the right to know the biological parents (article 7 birth register and article 8 identity) is controversially discussed. Only survival of a newborn child allows the subsequent knowledge of the parents which is of fundamental importance for a child to find its identity.

Conclusion

Preventive measures need to be implemented to avoid the abandoning of children or infanticide. Therefore, providing early comprehensive information and pregnancy care is essential. The baby hatch is considered the last resort after having exploited all the other possibilities in order to avoid injury or death of a child in an emergency situation after birth. However, there is still the need for new solutions. Further studies on the current situation should be carried out to gain more accurate figures and to find new ways to deal with these issues. An international approach would be desirable. The overwhelming priority of all considerations must primarily be the welfare of the child.