Die Gründung des hydrographischen Dienstes in Österreich lässt sich nicht auf einen einzigen Tag festlegen. Begonnen hat alles mit einer am 14. Oktober 1893 in der Wiener Zeitung verlautbarten Mitteilung, ein Hydrographisches Zentralbüro im Ministerium des Inneren einzurichten. Nachdem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bereits in einigen Ländern Europas hydrographische Organisationen gegründet worden waren, hatten sich führende Gelehrte und der Österreichische Ingenieur- und Architektenverein für die Schaffung eines staatlichen, hydrographischen Dienstes in Österreich eingesetzt. Im darauffolgenden Jahr wurde ein Organisationsstatut für den Hydrographischen Dienst erarbeitet, das am 14. Dezember 1894 kundgemacht wurde. Damit war die Gründung des Hydrographischen Dienstes in Österreich fixiert, der seit nunmehr 125 Jahren „Wasserdaten“ sammelt, analysiert und kostenfrei zur Verfügung stellt.

Besonders vorausschauend war, dass sich das Organisationsstatut nicht nur auf die damals aktuellen Bedürfnisse der Schutzwasserwirtschaft und des landeskulturellen Wasserbaues bezog, sondern Beobachtungen des gesamten Wasserkreislaufes vom Niederschlag, über Wasservorkommen auf und in der Erde bis zur Verdunstung umfasste. Als Organe des Hydrographischen Dienstes wurden eingerichtet:

  • Das Hydrographische Zentralbüro, verantwortlich für die Planung des Messnetzes, die Koordination der Datenerfassung, die Qualitätskontrolle sowie die Analyse und Veröffentlichung der hydrologischen Informationen,

  • die Hydrographischen Dienststellen in den Ländern, zuständig für operative Aufgaben an den Messstellen, die Hochwasserprognose und die Betreuung der

  • Beobachterinnen und Beobachter, die an den einzelnen Messstellen die Werte erheben.

Nach einem erstaunlichen Höhenflug in den ersten beiden Jahrzehnten folgte eine Zeit der Stagnation und im Jahre 1938 der Tiefpunkt mit der Auflösung des Hydrographischen Dienstes. Unmittelbar nach Kriegsende wurde 1945 mit der Wiedererrichtung des Hydrographischen Dienstes im Sinne der ursprünglichen Organisation begonnen. Ab 1948 konnten wieder Hydrographische Jahrbücher herausgegeben werden. Diese sowie die Beiträge zur Hydrographie mit Analysen großer Hochwasserereignisse waren wesentliche Grundlagen für den Wiederaufbau Österreichs in den Bereichen Wasserkraft, Hochwasserschutz und landwirtschaftlicher Wasserbau.

Die große Herausforderung für die Hydrographie ab Mitte der 1970er-Jahre war, die Daten elektronisch zu speichern und analoge Zeitreihen zu digitalisieren. Sowohl die Entwicklung auf dem Gebiet der Datenverarbeitung, als auch die zunehmend unterschiedlichen Anforderungen an die Auswertung hydrographischer Daten, erforderten schließlich ein Datenmanagementsystem, das flexibel angepasst werden kann. In den 1990er-Jahren wurde das hydrographische Datenerfassungssystem vom zentralen Großrechner auf PCs in den Hydrographischen Organisationseinheiten umgestellt, die Schritt für Schritt miteinander vernetzt wurden. Dank der bereits im Organisationsstatut der Hydrographie definierten unbürokratischen Zusammenarbeit können sowohl der Datentransfer zwischen den Ländern und dem Bund relativ einfach vollzogen, als auch Updates des Hydrographischen Datenmanagementsystems (HyDaMS) durchgeführt werden.

Um Planungsgrundlagen und Daten zur Verfügung zu stellen sowie das Wissen über den Wasserkreislauf zu erweitern, war die Herausgabe von Publikationen von Beginn an eine wesentliche Tätigkeit des Hydrographischen Zentralbüros. Auch diese wurde in den letzten Jahren an die Möglichkeiten des Internets angepasst und mit der Internetplattform eHYD auch die öffentliche Wahrnehmung der Hydrographie gefördert. eHYD (https://ehyd.gv.at) bietet sowohl eine Übersicht der aktuellen Werte von Niederschlag, Abfluss und Grundwasser, als auch den kostenlosen Zugang zu Daten des hydrographischen Archivs. Droht ein Hochwasser, erscheint ein Warnhinweis mit dem Link zu weiteren Informationen auf den Landeswebseiten, denn die Hochwasserprognose wird von den hydrographischen Dienststellen der Länder und der via donau betrieben. Das bis 2012 gedruckte Hydrographische Jahrbuch mit allen Auswertungen wurde ebenfalls auf eine digitale Internetversion umgestellt.

Heute umfasst das staatliche hydrographische Messnetz ca. 6500 gewässerkundliche Einrichtungen. Diese große Zahl an Messstellen möglichst ausfallsfrei zu betreiben, die Daten zu prüfen, bei Bedarf zu korrigieren, allgemein verständlich zu interpretieren und möglichst aktuell allen Interessierten zur Verfügung zu stellen, ist nach wie vor die zentrale Aufgabe des Hydrographischen Dienstes. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, braucht die Hydrographie Österreichs auch zukünftig ausreichende Ressourcen. Diese sind einerseits eine leistungsfähige Infrastruktur, aber vor allem engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nur so können Daten von hoher Qualität für eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Wasserwirtschaft zur Verfügung gestellt werden.