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Dr. med. Joachim Rustemeyer, 90. Geburtstag (Foto: Privat)

Am 20.03.2019 verstarb Dr. med. Joachim Rustemeyer, ehemaliger Chefarzt der Geriatrischen Klinik am Henriettenstift Hannover, nach längerer Krankheit im Alter von 93 Jahren.

Dr. Rustemeyer wurde als Siebzehnjähriger noch Soldat und studierte nach Kriegsende Medizin an den Universitäten Erlangen und Heidelberg. Nach seiner Tätigkeit als Assistenz- und Oberarzt in der inneren Medizin des Henriettenstiftes in Hannover bekam er vom Vorsteher der Klinik den Auftrag, dort eine spezielle Abteilung zur Betreuung alter Menschen aufzubauen. Eine Einrichtung „zwischen Klinik und Altersheim“, wie es sie zu dieser Zeit in Deutschland noch nicht gab. Dr. Rustemeyer besuchte derartige Einrichtungen in der Schweiz, in Holland und in Dänemark, arbeitete für ein Jahr bei Professor Steinmann in Bern und sagte später dem Unterzeichnenden: „Ihm verdanke ich meine geriatrische Einstellung. Wichtig sind ja nicht die Laborwerte, wichtig ist, dass der alte Mensch sich selbst versorgen und nach Haus entlassen werden kann“. Eine damals in Deutschland noch wenig vertretene Erkenntnis.

Die im November 1971 eröffnete geriatrische Klinik entwickelte sich dank überzeugender Erfolge bestens und wurde bald als Modellklinik anerkannt. Dr. Rustemeyer schilderte die Gangschulung behinderter Patienten und das Vermeiden von Stürzen als „sein ganz spezielles Interessengebiet“. Die Weite des Faches habe ihn fasziniert; erst „zögerlich habe er ein Auge für psychische Probleme alter Menschen entwickelt“.

Dr. Rustemeyer konnte sich bald vor Einladungen zu Vorträgen im In- und im Ausland kaum retten. In zahlreichen Veröffentlichungen und Handbuchartikeln berichtete er über seine Arbeit und über deren Ergebnisse. Seine Arbeit fand Anerkennung auch durch die Politik; so wurde er mit dem Großen Verdienstkreuz am Bande des Landes Niedersachsen geehrt.

Vom Unterzeichnenden vor einigen Jahren gefragt, wer ihn in seinem Leben besonders beeinflusst habe, nannte Dr. Rustemeyer drei Personen: seinen Großvater, mit dem er bereits als Junge über die Probleme des Altwerdens gesprochen habe; den Vorsteher des Henriettenstiftes mit dessen Vision einer speziellen Klinik für alte Menschen und den Schweizer Geriater Prof. Steinmann, bei dem er sein geriatrisches Denken gelernt habe. Und was würde der Nestor der deutschen Altenmedizin dem jungen Arzt, der sich für die Geriatrie entscheidet, raten? „Das, was ich bei Steinmann gelernt habe: auf die existenziellen Probleme des alten Menschen achten, um ihm ein Verbleiben im alten Lebens- und Personenkreis zu ermöglichen“.