Zusammenfassung
Alle verfügbaren Leitlinien beschreiben ein zweistufiges Vorgehen. Der erste Schritt dient der möglichst gründlichen Erhebung, Beschreibung und Sicherung des Demenzsyndroms. Der zweite Schritt beinhaltet die genaue ätiologische Zuordnung. Nach der Alzheimer-Demenz kommen vaskuläre Demenz, frontotemporale Demenz, Demenz bei M. Parkinson, Lewy-Körperchen-Demenz und andere infrage. Die Demenz umfasst eine Vielzahl zugrunde liegender Ursachen. Dieser Beitrag gibt eine Übersicht über die klinisch orientierte Diagnosestellung anhand der aktualisierten S3-Leitlinie.
Abstract
All of the currently available guidelines specify a two-stage procedure. The first stage entails performing a comprehensive description, diagnosis and confirmation of the dementia syndrome. The second stage involves the precise etiological classification. Alzheimer’s disease represents the most common cause followed by vascular dementia and Parkinson’s disease dementia, Lewy body dementia, frontotemporal lobar degeneration and others. Dementia encompasses a variety of underlying conditions. This review gives an overview of the clinically oriented diagnosis according to the updated S3 guidelines in Germany.
Abbreviations
- AA:
-
Alzheimer’s Assocation
- AChE:
-
Acetylcholinesterase
- ACP:
-
Advance Care Planning
- AD:
-
„Alzheimer’s dementia“ (Demenz bei Alzheimer-Krankheit)
- ADL:
-
„Activities of daily living“ (Alltagskompetenz)
- AWMF:
-
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
- cCT:
-
Kraniale Computertomographie
- cMRT:
-
Kraniale Magnetresonanztomographie
- DemTect:
-
Demenz-Detection
- DIMDI:
-
Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information
- FTD:
-
Frontotemporale Demenz
- GCP:
-
„Good clinical praxis“ (Konsens der Leitlinienexperten)
- GDS-Reisberg:
-
Global Deterioration Scale (aus dem Satz der Reisberg-Skalen)
- GDS:
-
Geriatric Depression Scale
- HIV:
-
„Human immunodeficiency virus“ (humanes Immundefizienzvirus)
- ICD:
-
International Classification of Diseases and Related Health Problems
- ICD-10-GM:
-
10. Version des ICD-Schlüssels, German Modification
- KCG:
-
KompetenzCentrum Geriatrie
- LKD:
-
Lewy-Körperchen-Demenz
- MCI:
-
„Mild cognitive impairment“ (leichte kognitive Beeinträchtigung)
- MMSE:
-
Mini-Mental State Examination
- MoCA:
-
Montreal Cognitive Assessment
- NIA:
-
National Institute on Aging
- NPH:
-
„Normal pressure hydrocephalus“ (Normaldruckhydrozephalus)
- ÖGGG:
-
Österreichische Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie
- PDD:
-
„Parkinson disease dementia“ (Demenz bei M. Parkinson)
- PET:
-
Positronen-Emissions-Tomographie
- PSD:
-
„Post-stroke dementia“
- SAE:
-
Subkortikale ateriosklerotische Enzephalopathie
- SPECT:
-
Single-Photonen-Emissions-Tomographie
- TFDD:
-
Test zur Früherkennung von Demenzen mit Depressionsabgrenzung
- VD:
-
Vaskuläre Demenz
- WHO:
-
World Health Organisation (Weltgesundheitsorganisation)
Literatur
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Interessenkonflikt
W. Hofmann, E. Wille und S. Kaminsky geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
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Redaktion
M. Gosch, Nürnberg
H.-J. Heppner, Schwelm
W. Hofmann, Neumünster und Lübeck
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Was ist kein typisches Syndrom eines beginnenden Demenzsyndroms?
Gedächtnisstörung
erhaltene sprachliche Prägnanz
Orientierungsstörung
Wortfindungsstörung
Vermindertes Abstraktionsvermögen
Zum psychopathologischen Befund eines Demenzsyndroms passt/passen nicht …
Klagen über das Altern.
Vergessen kurz zurückliegender Ereignisse.
Vernachlässigen von Hobbys.
sprachliche Schwierigkeiten.
sozialer Rückzug.
Ein 76-jähriger, körperlich gesunder Patient zeigt eine langsam zunehmende Vergesslichkeit seit einem Jahr, Orientierungsschwierigkeiten und Wortfindungsstörungen. Die Ehefrau berichtet, dass er Absprachen vergesse, viel nachfragen müsse und Schlüssel etc. verlege. Im Vergleich zu früher habe er nun Probleme bei der Bedienung von Geräten. Wie lautet die Verdachtsdiagnose?
akuter zerebrovaskulärer Insult
Demenzsyndrom
Parkinson-Syndrom
Multiple Sklerose
Huntington-Chorea
Welche diagnostischen Schritte würden Sie zunächst unternehmen?
Kraniale Computertomographie (cMRT)
Neuropsychologische Testung
Lumbalpunktion
Untersuchung auf Biomarker
Eingehende Eigen- und Fremdanamnese
Welches weitere diagnostischen Verfahren führen Sie durch?
Mini-Mental State Examination (MMSE)
Neuropsychologische Testung
Vorstellung beim Neurologen
Vorstellung beim Psychiater
Vorstellung beim Neuroradiologen
Der Schweregrad des Demenzsyndroms orientiert sich an/am …
Messergebnissen der kognitiven Testverfahren.
Alltagskompetenz.
Angaben der Eigenanamnese.
Bewusstseinszustand.
Verhaltensauffälligkeiten.
Gegen das Vorliegen eines Delirs spricht/sprechen …
starke Fluktuationen.
Zeitdauer >6 Monate.
Apathie.
Überaktivität.
Umherlaufen.
Welche Aussage trifft zu? Die Alzheimer Demenz (AD) …
weist keine neuropathologischen und neurochemischen Charakteristika auf.
zeigt pathognomonische Zeichen im kranialen Computertomogramm (cCT).
ist die zweithäufigste Form der Demenz.
geht mit Veränderungen im Basislabor einher.
beginnt meist unbemerkt und entwickelt sich über einen längeren Zeitraum.
Welche Aussage trifft zu? Die vaskuläre Demenz (VD) …
zeigt eine Atrophie der Hirnrinde.
ist mit gut erhaltener Alltagskompetenz verbunden.
wird als Obergruppe makro- und mikrovaskulärer Veränderungen aufgefasst.
ist die häufigste Demenz.
ist mit gut erhaltener Orientierung verbunden.
Welche Aussage trifft zu? Die frontotemporale Demenz (FTD) …
kommt in 1 % aller Demenzfälle vor.
wurde von Otto Binswanger 1894 beschrieben.
ist in der S3-Leitlinie nicht klassifiziert.
wird überdiagnostiziert.
ist charakterisiert durch frühe, fortschreitende Persönlichkeitsveränderungen.
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Hofmann, W., Wille, E. & Kaminsky, S. Leitliniengerechte exakte Diagnose und Codierung der Demenz. Z Gerontol Geriat 52, 179–194 (2019). https://doi.org/10.1007/s00391-019-01509-3
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Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00391-019-01509-3
Schlüsselwörter
- Syndrom
- Ätiologie
- Screening
- Differenzialdiagnose
- Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme