In einer mehr als 27 Jahre währenden Tradition findet zum Ende jedes Jahres das Bochumer Wissenschaftliche Symposium für Psychotherapie der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des LWL-Universitätsklinikums der Ruhr-Universität Bochum statt. Waren es in den ersten zwei Jahrzehnten mehr allgemeine psychotherapeutische und später dann störungsorientierte Themen, so verfolgten die Symposien der letzten Jahre immer mehr das Ziel, aktuelle intra- und auch interpsychische Themen nicht nur aus der Perspektive der Psychotherapie zu diskutieren, sondern unterschiedliche Fachrichtungen zu Wort kommen zu lassen, wie die Philosophie, die Sozial‑, Literatur- und Religionswissenschaften, aber auch Neurowissenschaften und Genetik. Nur selten begegnen sich diese Fächer, einschließlich ihrer Vertreterinnen und Vertreter. Umso interessanter und spannender ist nicht nur für die einzelnen Referentinnen und Referenten, sondern insbesondere für die Symposiumsteilnehmenden die Möglichkeit, „über den Tellerrand zu schauen“ und jenseits des eigenen Arbeitsfeldes Forschungsergebnissen, Meinungen und Hinweisen nachgehen zu können.

Mit dem Leitthema „Liebe und Partnerschaft“ befasste sich das 26. Wissenschaftliche Symposium für Psychotherapie, das am 07. und 08.12.2018 von insgesamt 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in dem Auditorium des Bochumer Kunstmuseums besucht wurde. Mit insgesamt 12 Vorträgen knüpfte es an Themen der zurückliegenden Symposien an, wie „Veränderbarkeit – Ändern – Verändern – Anders“ 2017, „Individuum und Individuation“ 2016, „Bindung und Bindungsforschung“ 2015 sowie „Gedächtnis“ 2014.

„Liebe und Partnerschaft“, ein sicherlich zeitüberdauerndes Thema, ist vielleicht in der heutigen Zeit, in der fast jede zweite Ehe geschieden wird, von nicht unerheblicher Bedeutung. Tatsächlich befassen sich schon seit Jahrhunderten Philosophen, Ärzte und Psychologen mit der Liebe und der Partnerschaft. So postulierte Jean-Jacques Rousseau 1761 in seinem Roman Julie oder Die neue Heloise, dass Zuneigung und nicht die Pflicht Grundlage einer Lebenspartnerschaft sein sollte. Zu Freuds Zeiten waren die Partnerschaften meist geprägt von zeitlicher Stabilität. Sexualität entsprach dem damaligen patriarchalischen Weltbild und seinen Moralvorstellungen. In diesem Kontext verstand die Triebpsychologie Anfang des letzten Jahrhunderts unerfüllte oder sich aufdrängende Wünsche und Bedürfnisse als Auslöser psychischer und psychosomatischer Symptome. Einhundert Jahre später sind die Sehnsucht nach erfüllender Paarbeziehung, der Umgang mit Paarkonflikten oder die Enttäuschung über Trennungserfahrungen wichtige Aspekte im therapeutischen Alltag.

Das Symposium fand viel Interesse nicht nur bei Ärzten, Psychologen und Pädagogen, sondern auch in den Medien. So widmete der Deutschlandfunk dem Symposium eine Sendung, in der auch die Referentinnen und Referenten zu Wort kamen (Leusch 2018).

Ich würde mich freuen, wenn die hier nunmehr als Publikationen verfassten Vorträge auch bei den Leserinnen und Lesern der Zeitschrift Psychotherapeut Interesse fänden. Auch möchte ich an dieser Stelle den Herausgebern für ihr großzügiges Angebot danken, dem Symposium ein ganzes Sonderheft zu widmen.