Im Zeitraum von Januar 2014 bis März 2018 wurde erstmalig in Deutschland eine S3-Leitlinie zum Endometriumkarzinom im Rahmen und mit der Förderung des Leitlinienprogramms Onkologie entwickelt. Unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie in der Deutschen Krebsgesellschaft fanden sich 34 Fachgesellschaften und 6 Experten zusammen, um evidenzbasierte Empfehlungen zu Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Erkrankung zu konsentieren.

Das Endometriumkarzinom (EC) ist in Deutschland mit jährlich ca. 11.300 Neuerkrankungen und einem Anteil von 5,1 % an allen bösartigen Neubildungen die vierthäufigste Krebserkrankung bei Frauen und die häufigste bösartige Erkrankung der weiblichen Geschlechtsorgane. Angesichts der demographischen Entwicklung mit ständig steigender Lebenserwartung ist mit einer weiterhin zunehmenden Inzidenz des EC zu rechnen.

Durch die demographische Entwicklung ist mit einer weiter steigenden Inzidenz des EC zu rechnen

Etwa 2400 Frauen sterben in Deutschland pro Jahr an einem EC. Für diese Frauen mit ungünstiger Prognose ist eine Optimierung der Therapie erforderlich. Bei vielen Frauen mit einem EC mit relativ guter Prognose erfolgt häufig eine Übertherapie im Sinne von nicht erforderlicher operativer Radikalität und/oder nicht erforderlicher Strahlen- bzw. Chemotherapie.

Durch eine evidenzbasierte risikoadaptierte Therapie können bei den Frauen mit Endometriumkarzinom mit geringem Risiko eine unnötige Radikalität bei der Operation und eine nicht sinnvolle adjuvante Strahlen- und/oder Chemotherapie vermieden werden. Dies reduziert zum einen deutlich die therapieinduzierte Morbidität und erhöht die Lebensqualität der Patientinnen. Auf der anderen Seite werden unnötige Kosten vermieden. Für die Frauen mit einem Endometriumkarzinom mit hohem Rezidivrisiko definiert die Leitlinie die optimale operative Radikalität sowie die ggf. erforderliche Chemotherapie und/oder adjuvante Strahlentherapie. Durch den evidenzbasierten optimalen Einsatz der verschiedenen Therapiemodalitäten sollten Überleben und Lebensqualität dieser Patientinnen verbessert werden. Die S3-Leitlinie zum Endometriumkarzinom soll eine Grundlage für die Arbeit der zertifizierten gynäkologischen Krebszentren sein. Die auf der Leitlinie basierenden Qualitätsindikatoren sollen in den Zertifizierungsprozess dieser Zentren einfließen.

Die Empfehlungen der Leitlinie richten sich an alle Ärzte sowie Angehörige von Berufsgruppen, die mit der Versorgung von Patientinnen mit Endometriumkarzinom befasst sind. Dies sind vor allem Gynäkologen, Allgemeinmediziner, Radiologen, Pathologen, Radioonkologen, Hämatologen/Onkologen, Psychoonkologen, Palliativmediziner und Pflegekräfte.

Die Leitlinie richtet sich ferner an alle an einem EC erkrankte Frauen und deren Angehörige.

Weitere Adressaten der Leitlinie sind:

  • die medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Berufsverbände,

  • Interessenvertretungen (Frauengesundheitsorganisationen, Patienten- und Selbsthilfeorganisationen),

  • Qualitätssicherungseinrichtungen und Projekte auf Bundes- und Länderebene (aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren usw.),

  • gesundheitspolitische Einrichtungen und Entscheidungsträger auf Bundes- und Länderebene,

  • Kostenträger und

  • die Öffentlichkeit zur Information über eine evidenzbasierte Vorgehensweise beim EC.

Herausgeber ist das Leitlinienprogramm Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF), der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. (DKG) und der Deutschen Krebshilfe (DKH). Federführende Fachgesellschaft der Aktualisierung war die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) und die Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Onkologie (AGO). Die Mitglieder der Leitliniensteuergruppe (Tab. 1) und die von den teilnehmenden Fachgesellschaften und Organisationen (Tab. 2) benannten sowie die von der Steuergruppe eingeladenen Experten (Tab. 3) stellten die Mitglieder der Arbeitsgruppen und sind die Autoren der Leitlinie. Im Konsensusverfahren waren nur die von den teilnehmenden Fachgesellschaften und Organisationen benannten Mandatsträger nach Ausschluss spezifischer Interessenkonflikte stimmberechtigt. Die Leitlinie wurde unter direkter Beteiligung von 2 Patientinnenvertreterinnen erstellt.

Tab. 1 Steuergruppe
Tab. 2 Beteiligte Fachgesellschaften und Organisationen
Tab. 3 Experten in beratender Funktion, methodische Begleitung und weitere Mitarbeiter

Die methodische Vorgehensweise bei der Erstellung der vorliegenden Leitlinie ist im Leitlinienreport dargestellt, der im Internet auf den Seiten des Leitlinienprogramms Onkologie (http://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/endometriumkarzinom/) und den Seiten der AWMF (http://www.awmf.org/) frei verfügbar ist.

Als Schema der Evidenzgradierung wurde die Klassifikation des Oxford Centre for Evidence Based Medicine (Version 2011) verwendet.

Die Festlegung der Schlüsselfragen und die Verabschiedung der Empfehlungen sowie die Festlegung der Empfehlungsgrade erfolgten im Rahmen von insgesamt 8 Konferenzen der Leitliniengruppe mittels formaler Konsensfindung.

Die Leitlinie findet sich als Lang- und Kurzversion unter www.leitlinienprogramm.de.

Derzeit wird eine laienverständliche Patientinnenversion der Leitlinie erstellt.

Abschließend dürfen wir dem Leitlinienprogramm Onkologie für die großzügige Unterstützung und allen Beteiligten für die umfangreiche ehrenamtliche Mitarbeit danken.

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Prof. Dr. Günter Emons

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Prof. Dr. med. Eric Steiner