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Professor Dr. Werner Wenz

Am 9. Februar 2019 ist Prof. Dr. med. Werner Wenz zuhause im Kreise seiner Familie im Alter von 92 Jahren eingeschlafen. Am 18. März 1926 wurde Werner Wenz in Limburg an der Lahn geboren. Sein Einstieg in die Medizin war durch die letzten beiden Kriegsjahre gekennzeichnet; vom Studium in Gießen wurde er zu Arbeitsdienst und Luftwaffe eingezogen. Nach Kriegsgefangenschaft und Internierung in Frankreich konnte er an der Universität Mainz 1947 sein Studium wieder aufnehmen und dieses 1951 mit Staatsexamen und Promotion abschließen. 1952 zog er aus dem damaligen Nachkriegs-Deutschland an die Universität Zürich, um bei Prof. von Meyenburg die Grundlagen der Pathologie zu erlernen.

Er blieb ein weiteres Jahr in Zürich, um das Fundament seiner Ausbildung in Röntgenologie unter dem damaligen Nestor der Radiologie, Prof. H.R. Schinz, zu erhalten. Zurück in Deutschland, erhielt er bis 1958 seine chirurgische Ausbildung bei K.H. Bauer in Heidelberg. Seine Vorkenntnisse in der Röntgenologie durch Doktorarbeit und Ausbildung in der Schweiz führten schließlich dazu, dass er zum Leiter der Röntgenabteilung der Chirurgischen Universitätsklinik ernannt wurde. In dieser Zeit wurde die Katheter-Angiographie nach schwedischem Vorbild vorangetrieben. Werner Wenz begründete die viszerale Angiographie in Deutschland: Das in dieser Zeit unter der Mitwirkung von G. van Kaick, D. Beduhn und F.J. Roth entstandene Buch Abdominale Angiographie ist so überragend, dass es inhaltlich für Spezialsituationen die Entwicklung der Schnittbilddiagnostik überdauert hätte, wäre es noch im Handel erhältlich. Die Expertise im Umgang mit dem Katheter wurde konsequent auf therapeutische Maßnahmen ausgedehnt: Gefäße wurden gezielt verschlossen, andere wieder eröffnet. So legte er einen Grundstein für die interventionelle Radiologie und gab die ausgefeilte Handhabung des radiologisch ferngesteuerten Katheters seinen Schülern mit auf den Weg.

Im Jahr 1972 erhielt er den Ruf auf den Lehrstuhl für Röntgenologie an der Universität Freiburg. Dort baute er als Direktor des Instituts für Röntgendiagnostik eine vorbildliche zentrale „Diagnostische Radiologie“ auf, unter deren Dach alle Haupt- und Nebenfächer und damit wichtige wissenschaftliche Ressourcen zusammengefasst sind. Darüber hinaus war es sein besonderes Verdienst, eine Physikprofessur „MRT“ mit Prof. J. Hennig aufgebaut zu haben, die bis heute ein enormes wissenschaftliches Kapital der Freiburger Radiologie verkörpert. Beide Schritte wurden nicht nur Vorbild für einige andere universitäre Einrichtungen, sondern trugen auch unmittelbar Früchte in einer breiten wie tiefen wissenschaftlichen Leistung seiner Abteilung mit der respektablen Zahl von 21 Habilitierten.

Bei seiner Emeritierung 1992 konnte er auf ein umfassendes Publikationsverzeichnis seiner Heidelberger und Freiburger Zeit zurückblicken: über 350 Veröffentlichungen, 7 Lehrbücher und 21 Buchbeiträge legen hierfür Zeugnis ab. So war Werner Wenz ein international und national ausgewiesener Wissenschaftler auf den Gebieten der Angiographie und interventionellen Radiologie und hat Entscheidendes für die Zentralisation der Radiologie auf universitärer Ebene geleistet – aus seiner Schule stammen zahlreiche Hochschullehrer, Chefärzte und Radiologen in freier Praxis. Seiner Lebensleistung tragen viele Ehrungen Rechnung, wie der Holthusen-Ring, die Hermann-Rieder-Medaille, die Schinz-Medaille der Schweizerischen Röntgengesellschaft, die Golden Medal und die Boris-Rajewsky-Medal der European Radiological Society, die Ehrenmitgliedschaft verschiedener europäischer Gesellschaften, der Japanischen Röntgengesellschaft sowie der Deutschen Röntgengesellschaft.

Werner Wenz war Mitbegründer des Japanisch-Deutschen Wissenschaftlichen Clubs, der 1979 in Hamburg anlässlich des Europäischen Röntgenkongresses konzipiert wurde. Unter seiner Führung wurde diese Einrichtung, die Japanese-German-Radiological Affiliation, zu einer festen Institution, in der die deutschen Radiologen aller Fachrichtungen – Diagnostische Radiologie, Strahlentherapie und Nuklearmedizin – sich einträchtig alle 2 Jahre alternierend in Japan bzw. Deutschland mit ihren japanischen Kollegen treffen. Diese regelmäßigen wissenschaftlichen Tagungen haben im doppelten Sinne – national, aber auch zwischen Japan und Deutschland – feste wissenschaftliche wie freundschaftliche Verbindungen hervorgebracht.

In einer Zeit, in der die deutsch-französische Freundschaft für Menschen seiner Generation noch keine Selbstverständlichkeit war, initiierte er jährlich ein Drei-Länder-Treffen mit den Universitäten Straßburg, Basel und Freiburg als Forum besonders für junge Mitarbeiter. Aufgrund dieses Beitrags zum Überwinden von Grenzen erhielt er das Bundesverdienstkreuz.

Werner Wenz war ein begeisternder Lehrer. Seine klinisch-radiologisch ausgerichteten Vorlesungen in Heidelberg und Freiburg waren berühmter Anziehungspunkt und eine hohe Schule der Didaktik. Das Geheimnis stets voller Hörsäle war durch sein ganzheitliches medizinisches Denken bei den Patientendemonstrationen begründet. Er hat immer wieder den Weg gewiesen, die Diagnostische Radiologie mit ihren Großgeräten als wichtiges Hilfsmittel zur Diagnose, nie aber als allein entscheidend oder gar als Selbstzweck im Sinne einer Apparatemedizin zu sehen. In Freiburg widmete er sich als Dekan und Prorektor jahrelang mit Hingabe der universitären Selbstverwaltung. Werner Wenz hat 19 Jahre lang als Mitherausgeber, federführender Schriftleiter, Themenheftbetreuer, Autor, Verfasser von Editorials und brillanten Essays die Zeitschrift Der Radiologe entscheidend mitgestaltet. Nach seiner Emeritierung hat ihn manch schwere Erkrankung, besonders aber der Verlust seiner Ehefrau Hannelore, tief getroffen. Aber auch hierin ist er Vorbild, nicht nur in seiner wissenschaftlichen Kreativität und Vielseitigkeit, sondern auch als kritischer Patient, der beide Seiten der Medizin kennen gelernt hat. Prof. Dr. Werner Wenz empfing im letzten Lebensjahrzehnt in seinem Haus in Günterstal viele seiner ehemaligen Mitarbeiter, um mit ihnen den Rückblick auf seine erfolgreiche berufliche Karriere zu verarbeiten. Dies auch im Kreise seiner immer größer werdenden Familie mit 7 Kindern, 16 Enkelkindern und 6 Urenkeln. Er war uns ein warmherziger und menschenfreundlicher Chef, väterlicher Freund und Mentor, zugleich Vorbild als Arzt. In großer Dankbarkeit verneigen sich seine Schüler und engsten Mitarbeiter vor seinem Lebensweg und seiner langjährigen vertrauensvollen Zuwendung.

Für seine Schüler und Mitarbeiter:

Prof. Dr. med. G.W. Kauffmann,

früher Klinikum der Universität, Heidelberg

Prof. J. Henning,

Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Radiologie – Medizin Physik

Prof. Dr. med. W. Rau,

früher Klinikum der Justus-Liebig-Universität, Gießen

Für die Schriftleitung

Prof. Dr. Christian Herold,

Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Medizinische Universität Wien

Prof. Dr. Gerhard van Kaick,

früher Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg

Für den Verlag

Claudia Zappe,

Managing Editor Der Radiologe