Liebe Leserinnen und Leser,

in der vorliegenden Ausgabe von Der Radiologe wird die radiologische Bildgebung der entzündlichen Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts und ihrer Komplikationen schwerpunktmäßig behandelt.

In den letzten Jahren ist es bei der radiologischen Diagnostik gastrointestinaler Erkrankungen zu substanziellen Verbesserungen mit einer Erweiterung des Indikationsspektrums gekommen. Insbesondere bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen stieg durch die zunehmende Entwicklung spezifischerer Therapieverfahren der Bedarf an radiologischer Diagnostik und bildbasierter Kontrolle des Behandlungserfolgs. Dabei konnte ein Wandel der verwendeten radiologischen Modalitäten beobachtet werden. Obwohl konventionelle Bildgebungsverfahren in manchen Bereichen, wie beispielsweise dem Schluckröntgen, nach wie vor einen wesentlichen Stellenwert einnehmen, hat ihre Bedeutung insgesamt abgenommen. Doppelkontrastuntersuchungen wie das Magenröntgen, das Enteroklysma nach Herlinger und Sellink sowie der Kolonkontrasteinlauf werden in vielen radiologischen Abteilungen selten oder gar nicht mehr durchgeführt. Dadurch ist es für Ärzte in radiologischer Ausbildung zunehmend schwieriger, die notwendigen Fertigkeiten zu erlernen, um eine Doppelkontrastuntersuchung bei entsprechender Indikation mit ausreichender Expertise und Qualität durchführen zu können. Gleichzeitig hat besonders die moderne Schnittbildgebung mittels Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) die Bildgebung entzündlicher Veränderungen des Gastrointestinaltrakts revolutioniert. Dies zeigt sich vor allem bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen in beginnendem Umdenken hinsichtlich des therapeutischen Ansatzes. Im Gegensatz zur ausschließlichen Bewertung der Mukosa wird nun auch eine nur mittels Schnittbildverfahren beurteilbare transmurale Heilung entzündlicher Darmveränderungen als Behandlungsziel diskutiert.

Dieses Themenheft soll unterschiedliche bildmorphologische Kriterien aufzeigen, welche die Diagnose, Charakterisierung und Graduierung entzündlicher Wandveränderungen des Gastrointestinaltrakts ermöglichen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Wahl der richtigen Untersuchungsmethode, ihrer korrekten Anwendung, der Interpretation und Klassifikation gefundener Pathologien sowie auf der Kenntnis von Differenzialdiagnosen und Fehlermöglichkeiten bei der Befundung.

Die Beiträge umfassen eine systematische Analyse verschiedener Muster und Zeichen entzündlicher Wandveränderungen des Gastrointestinaltrakts, die radiologische Diagnostik akuter und chronisch-entzündlicher Erkrankungen des oberen sowie des unteren Gastrointestinaltrakts und die Anforderungen an die Radiologie aus chirurgischer und internistischer Sicht. Die Diagnostik entzündlicher gastrointestinaler Pathologien des pädiatrischen Patientengutes wird ebenso separat behandelt wie die Abklärung und Klassifikation der Divertikelerkrankung und perianal entzündlicher Veränderungen.

Die Herausgeber und Autoren hoffen, dem Leser mit dieser Ausgabe, die sowohl den Charakter eines praxisorientierten Leitfadens als auch den einer Zusammenfassung neuester Entwicklungen aufweist, aktuelle Informationen zu den verschiedenen Methoden der modernen bildgebenden Diagnostik gastrointestinaler Entzündungen in die Hand zu geben.

Ihre

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Ass.-Prof. Dr. Martina Scharitzer

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Assoc.-Prof. PD Dr. Thomas Mang

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Prof. Dr. Christian Herold