Das diesjährige Themenheft der Sektion Handchirurgie der DGU ist auf das Skaphoid fokussiert. Damit bildet erneut die Handwurzel den Schwerpunkt von 5 Übersichtsarbeiten, nachdem im vorherigen Themenheft das Lunatum im Zentrum der Betrachtung stand.

Die Intaktheit und normale Funktion des Skaphoids sind für die Funktion des Handgelenks von herausragender Bedeutung. Insbesondere die Fraktur des Skaphoids kann aus verschiedenen Gründen gravierende Folgen für die meist jungen Patienten haben. Genau dies zu beleuchten, ist die Aufgabe dieses Themenhefts. Dabei muss die Betrachtung zwangsläufig bei der Anatomie und Pathobiomechanik des Skaphoids beginnen und mit den Rettungseingriffen bei der pseudarthrosebedingten Handgelenkarthrose enden. Nur das eingehende Verständnis der besonderen Anatomie des Skaphoids und seiner komplexen Funktionalität als wesentlicher Bestandteil des sehr verletzungsanfälligen Handgelenks ermöglicht die fallgerechte Therapieplanung, sowohl bei der frischen Fraktur als auch bei ihren Folgezuständen. Wesentlich sind hier die Aspekte der Blutversorgung und der ligamentären Stabilisierung, ebenso wie die Tatsache, dass das Skaphoid mit seinen ausgedehnten Gelenkflächen sowohl Teil des Radiokarpalgelenks als auch des Mediokarpalgelenks ist. Dadurch wird verständlich, dass die Erhaltung der Integrität und Funktionalität des Skaphoids das Ziel der diagnostischen und therapeutischen Bemühungen sein muss. Das frühzeitige Erkennen der Fraktur stützt sich nach Anamnese und klinischer Untersuchung auf die leitliniengerechte bildgebende Diagnostik. Wesentlich ist der Einsatz der Computertomographie, sowohl zur Frakturdetektion als auch für die Therapieplanung. Konsentiert ist, dass nur stabile Frakturen ohne Dislokation für eine konservative Behandlung geeignet sind. Zur operativen Behandlung existieren für das Skaphoid entwickelte Implantate, insbesondere in Form der weit verbreiteten Doppelgewindeschrauben. Auch das operative Konzept für die Behandlung der frischen Skaphoidfraktur ist unstrittig.

Trotz dieser klaren Empfehlungen kommt es immer wieder zur Pseudarthrosenbildung nach Skaphoidfraktur. Die Gründe dafür sind vielfältig, können aber zumindest z. T. durch korrektes ärztliches Handeln beeinflusst werden. Bleibt die Heilung trotzdem aus, so bedarf die manifeste Pseudarthrose einer individuellen Therapieplanung. Im besten Fall kann die Rekonstruktion des Skaphoids mit Knochentransplantation und Osteosynthese erreicht werden. In ungünstigen Fällen sind aufwendige Operationen mit vaskularisierten Transplantaten erforderlich. Fehlschläge sind trotz der kontinuierlichen Weiterentwicklung der operativen Techniken möglich, auch weil viele Pseudarthrosen zu lange unbehandelt bleiben. Regelhaft resultieren dann degenerativ-arthrotische Veränderungen des Handgelenks bis hin zum karpalen Kollaps mit einer schmerzhaften Funktionseinschränkung, für die ganz andere therapeutische Optionen zur Verfügung stehen.

Wir laden Sie ein, mit diesem handchirurgischen Themenheft die spannenden Herausforderungen rund um das frakturierte Skaphoid, aber auch die bewährten und innovativen Behandlungsmethoden zur Rettung dieses wichtigsten Knochens der Handwurzel kennenzulernen.

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Prof. Dr. Michael Schädel-Höpfner