Diese häufig von Studierenden der Humanmedizin gestellte Frage wird auch zunehmend sowohl von Assistenten in der Weiterbildung Dermatologie als auch von dermatologischen Fachärzten gestellt. Selbst aus Kreisen des Vorstandes der DDG (Deutsche Dermatologische Gesellschaft e. V.) wird zu Bedenken gegeben, dass die Andrologie allenfalls Zentren auf Universitätsebene innerhalb der Dermatologie vorbehalten sein sollte – wie vor einigen Jahren in einem Forum der DDG für Oberärzte in Berlin kolportiert wurde. Hierbei wird übersehen, dass andrologische Aspekte immer noch in den Weiterbildungsinhalten des Facharztes für Haut- und Geschlechtskrankheiten verankert sind. Das Eintreten für die Andrologie innerhalb der Dermatologie ist somit nicht Ausdruck einer historisch begründeten Liebhaberei, sondern notwendig, um diese geforderten Inhalte weiter vermitteln zu können. Diese Notwendigkeit wendet sich auch gegen die zunehmende Tendenz in unserem Kernfach, die Randgebiete aufzugeben. Dort befindet sich die Andrologie nämlich in der Gesellschaft mit anderen „kleinen“ Fächern, wie z. B. der Phlebologie und Proktologie.

Die Breite unseres schönen Faches wird ohne diesen Einsatz zunehmend verloren gehen. Die Andrologen innerhalb der Dermatologie haben über den Arbeitskreis Andrologie der DDG vor mehreren Jahren ein „Weißbuch Andrologie“ erstellt und unserer Fachgesellschaft vorgelegt. Darin wurde eindrucksvoll belegt, wie groß die wissenschaftlichen und publikatorischen Leistungen der kleinen Gruppe der dermatologischen Andrologen in den letzten Jahren waren, wie prominent sie bei der Ausrichtung nationaler und internationaler Kongresse vertreten waren und wie sehr sie sich in wissenschaftlichen Fachgesellschaften engagierten. Genutzt hat diese als Appell gedachte Selbstdarstellung bezüglich einer größeren Unterstützung leider nicht.

Dabei kann die Andrologie durchaus klinisch Relevantes zur Dermatologie beitragen! So müssen u. a. die zertifizierten Hautkrebszentren prätherapeutisch das Ausmaß einer Fertilitätsreduktion durch eine geplante Therapie abschätzen und bei einem relevanten Risiko dokumentieren, dass über fertilitätskonservierende Maßnahmen aufgeklärt wurde.

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Der Hautarzt wurden sowohl junge als auch etablierte Autorinnen und Autoren gewonnen, um andrologische Aspekte innerhalb der Dermatologie in Übersichtsbeiträgen darzustellen.

Die Andrologie kann klinisch Relevantes zur Dermatologie beitragen

Die historische Verwurzelung und Evolution der Andrologie in der Dermatologie ist Inhalt der ersten Übersichtsarbeit. Allerdings wird in dem Beitrag auch herausgestellt, wie stark der Rückgang andrologischer Dermatologen in den letzten Jahren ist. Eine von den Autoren in diesem Jahr 2018 durchgeführte Umfrage an allen dermatologischen Universitätskliniken bestätigt zwar diesen Trend. Aus den Antworten der Umfrage war allerdings ebenfalls abzulesen, dass das Interesse an Andrologie bei den meisten Ordinaria bzw. Ordinarien weiterhin vorhanden ist.

In einem weiteren Beitrag werden die andrologischen Aspekte insbesondere bei dermatoonkologischen Erkrankungen vorgestellt. Dabei wird auch die S2k-Leitlinie zur Fertilitätserhaltung bei onkologischen Therapien berücksichtigt, die unter Mitarbeit von mehreren Dermatologen entstanden ist.

Andrologisches Wissen ist Bestandteil der Weiterbildung Dermatologie

Dem Einfluss von Biologika auf die männliche Fertilität wird ein eigener Beitrag gewidmet. Diese Substanzen finden nicht nur in der Dermatologie breite Anwendung. Abgesehen von der Auswirkung von Therapien auf die männliche Fruchtbarkeit besteht bei einer Vielzahl von chronischen dermatologischen Erkrankungen ein Bezug zum Hypogonadismus. Hier sind v. a. die Psoriasis, aber auch der Lupus erythematodes zu nennen. Geschlechtskrankheiten als zentraler Bestandteil unseres Fachgebietes können natürlich auch die männliche Fertilität beeinträchtigen.

Zusammenfassend hoffen die Herausgeber mit der vorliegenden Ausgabe zu verdeutlichen, dass die Andrologie vielfältige Bezüge zu dermatologischen Krankheiten und deren Therapie hat. Dermatologinnen und Dermatologen können somit durchaus von andrologischen Kenntnissen profitieren. Unter Bezug auf die zu Anfang gestellte Frage, was die Dermatologie mit Andrologie zu tun hat, können wir nur antworten: Mehr, als viele im täglichen Umgang mit männlichen dermatologischen Patienten glauben.

Ihre

figure a

Jean-Pierre Allam

figure b

Falk R. Ochsendorf

figure c

Frank-Michael Köhn