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„Erfreulicherweise haben sich seit dem Jahr 2016 Neuerungen und Weiterentwicklungen in der Diagnostik und Therapie des Harnblasenkarzinoms ergeben, die in der S3-Leitlinie noch nicht abgebildet sind.“

Prof. Dr. med. Carsten-Henning Ohlmann

Das Harnblasenkarzinom stellt weiterhin eines der wichtigsten uroonkologischen Krankheitsbilder dar. Mit der hohen Rezidivrate des oberflächlichen Harnblasenkarzinoms zählt es zu den häufigsten Krankheitsbildern in unserem klinischen Alltag, das verschiedene Herausforderungen an uns Behandler stellt. Mit der S3-Leitlinie haben wir seit dem Jahr 2016 einen Leitfaden für die Diagnostik, Therapie sowie Nachsorge an der Hand, der uns im klinischen Alltag unterstützt.

Neue Technologien am medizinischen Horizont

Erfreulicherweise haben sich seit dem Jahr 2016 Neuerungen und Weiterentwicklungen in der Diagnostik und Therapie des Harnblasenkarzinoms ergeben, die in der S3-Leitlinie noch nicht abgebildet sind. Aus diesem Grund möchten wir in der vorliegenden Ausgabe der URO-NEWS dem Harnblasenkarzinom einen Schwerpunkt widmen. Dafür haben wir Experten auf den unterschiedlichsten Gebieten des Harnblasenkarzinoms für aktuelle Übersichtsarbeiten gewinnen können.

Zunächst werden die aktuellen Empfehlungen zur Diagnostik beim oberflächlichen Harnblasenkarzinom von Dirk Zaak, Traunstein, und Kollegen mit einem Ausblick auf die zukünftigen Entwicklungen dargestellt. Neben der Fluoreszenzdiagnostik sind bereits neue Technologien am medizinischen Horizont zu erkennen, welche die Detektion der Tumoren erleichtern und so zur Verbesserung der rezidivfreien Zeit und Progression beitragen könnten.

Ein alt bekanntes und viel diskutiertes Thema stellt die perioperative Chemotherapie dar. Die geringe Akzeptanz der neoadjuvanten Chemotherapie könnte in Zukunft dadurch verbessert werden, dass eine sinnvolle Patientenselektion möglich ist. Die Einteilung der molekularen Subtypen des Urothelkarzinoms lässt nach dem derzeitigen Kenntnisstand eine Selektion cisplatinresistenter Tumoren zu. Neben der Chemotherapie hält jedoch auch die Immuntherapie Einzug in das perioperative Setting — erste sehr vielversprechende Daten wurden auf der diesjährigen Jahrestagung der ASCO (American Society of Clinical Oncology) präsentiert. Die aktuelle Datenlage zur perioperativen medikamentösen Therapie haben Anja Lorch aus Düsseldorf, Axel Merseburger aus Lübeck und ich daher zusammengefasst.

Beim metastasierten Harnblasenkarzinom ist die Immuntherapie bereits ein etablierter Standard — aber auch in diesem Setting haben wir viel dazugelernt, um eine personalisierte Therapie zu ermöglichen. Günter Niegisch aus Düsseldorf zeigt Ihnen auf, welche Ansätze hierzu bestehen und wie die aktuellen Entwicklungen aussehen.

Last but not least befasst sich Marius Cristian Butea-Bocu aus der Klinik von Ullrich Otto, Bad Wildungen, mit den metabolischen Veränderungen nach Zystektomie und Harnableitung.

Zwei wichtige Übersichtsarbeiten runden die Fortbildungsrubrik dieser URO-NEWS ab. Von Bernd Alt-Epping aus Göttingen erfahren wir, welche Empfehlungen die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin ausgesprochen hat, um schwer kranke und sterbende Patienten bestmöglich zu behandeln. David Pfister aus Köln wiederum hat für uns die diesjährige Aktualisierung der S3-Leitlinie zur Früherkennung, Diagnose und Therapie des Prostatakarzinoms zusammengefasst.

Wir hoffen, dass wir Ihnen mit den Artikeln einen Überblick über die aktuellen Empfehlungen und Entwicklungen geben, die für Ihren klinischen Alltag relevant sind.

Herzlichst, Ihr