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Tristans Schwertleite Zur Einschätzung ritterlich-höfischer Dichtung durch Gottfried von Straßburg

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Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Der Beitrag versucht, Gottfrieds Stellung zum Artusroman und seiner Aussage neu zu akzentuieren. Ausgangspunkt ist eine kontextbezogene Analyse der Vv. 4333–5068 des Tristan (I). Die dabei erzielten Ergebnisse werden durch die Heranziehung zweier weiterer Partien (Minnegrotte, Schlußepisoden) erhärtet (II) und auf mögliche literarhistorische Ursachen hin überprüft (III).

Abstract

Gottfried’s attitude towards the German Arthurian Romance has been re-examined. The results obtained from an analysis of Tristan 11. 4333–5068 (I) are confirmed by the evidence of two additional passages, Minnegrotte and final episodes (II). The conclusion discusses possible explanations in the context of literary history (III).

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Literatur

  1. Tristan-Zitate nach: Gottfried von Straßburg, Tristan und Isold: Text, hrsg. Friedrich Ranke, 14. Aufl. (1969). Die Schwertleitenstelle umgrenze ich mit den Versen 4333 und 5068. Dies ist auch durch die handschriftliche Markierung gestützt: 4333 hat in H, W, O, P, N eine Initiale, 5069 in H, O, M, eine große und in W, F, P, B, N, R, E eine einfache und ist überdies erster Vers einer Vierreimstrophe mit Gliederungsfunktion. Dazu: Josef Klein, “Die Schwertleite in Gotfrids Tristan und Isold als ‘epische Einheit’,” Euphorion, 64 (1970), 1–22, bes. S. 5; Karl Bertau, Deutsche Literatur im europäischen Mittelalter (1973), II, 935.

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  2. Die Stelle wurde bis heute und wird immer wieder als die “erste Literaturgeschichte in deutscher Sprache” gesehen, so z.B. jüngst von Gerhard Schindele, “Tristan,” Kindlers Literaturlexikon im dtv (1974), XXII, S. 9565–9567, Zitat S. 9566.

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  3. Hans Fromm, “Tristans Schwertleite,” DVjs, 41 (1967), 333–350, S. 348: “Die Dichterschau muß auf ihren Vorgangsrahmen bezogen werden … Man sieht, wie das ganze: Dichterschau, Helicon-Gebet und Schwertleite zusammenhängt.” — Schärfer noch Ragotzky, Wolfram-Rezeption, S. 19, Anm. 12: “Obgleich sich in den letzten drei Jahren das Interesse der Forschung an Gottfrieds literarkritischer Bestandsaufnahme in auffälliger Weise intensiviert hat, blieb das Phänomen der Einbettung des Exkurses meist kommentarlos aus dem Gesichtskreis der verschiedenartigen Untersuchungen ausgespart.” S. 22: “Die scheinbar so handlungsfremde Dimension ist episch so integriert, daß sie nicht abzulösen ist.” — Eckhard L. Wilke, “Zur Literaturschau in Gottfrieds von Straßburg Tristan und Isolde,” Ada Germanica, 3 (1968), 37–46, bietet eine rhetorische Interpretation ebenfalls der gesamten Stelle. — Eine interessante Deutung auf der Basis ironischer Rhetorik hat Kunzer, Tristan, vorgelegt. Aus oben (Anm. 2 dieser Arbeit) erwähnten Gründen kann ich darauf erst an anderem Ort in anderem Zusammenhang eingehen.

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  4. Damit soll nichts anderes gesagt sein, als daß damit jene gesellschaftliche Ebene erreicht ist, die normalerweise die Voraussetzung für den Ritterschlag ist. Der Erwartungshorizont der Hörer ist nun, nach dem tieferstehenden Milieu, in dem sich die Handlung davor bewegt hatte, in bestimmte Bahnen gelenkt, die bestimmte literarische Inhalte und Darstellungsweisen mit einschließen. — Auf die Frage, wieweit die Einbeziehung gesellschaftlicher Stufen im Tristan soziologisch belastbar sind, kann ich hier nur kurz eingehen: Es wird wohl so sein, daß ein anderes Milieu als das ritterlich-höfische für den Tristan nicht in Frage kam. (Dazu auch unten, S. 350 dieser Arbeit). Ich kann allerdings nichts von Protesten gegen dieses Milieu sehen. Daß bis zur Schwertleite, aber nicht nur bis dahin, sondern auch weiterhin bis zur Erwerbung Isoldes die ‘bürgerlichen’ (inwiefern?) Rollen eines fahrenden Kaufmanns und dessen überraschend wohlgebildeten Sohnes im Spiel sind, würde ich nicht in die Richtung, “daß die Darstellungsweise Gottfrieds von einer probürgerlichen Tendenz gekennzeichnet ist,” deuten, wie das Wolfgang Spiewok, “Zum Begriff ‘edelez herze’ bei Gottfried von Straßburg,” in Gottfrie von Straßburg, hrsg. Alois Wolf, S. 334–354, S. 348 tut. Als soziologisch deutbare Implikation würde es sich hier — was bei Gottfried höchst unwahrscheinlich ist — um ein blindes Motiv handeln, nirgendwo wird auf die Kaufmannsrolle Ruals oder Tristans wieder bezug genommen, sie hat nur für den momentanen Stand der Handlung Funktion. Welcher Art diese Funktion ist, zeigt sich an Tristans Irlandfahrten, wenn er sich einmal als höfscher spilman (7560), der mit einem riehen koufman (7576) als Begleiter unter Seeräuber geraten war, ein andermal mitsamt seinen Gefährten als werbende Hute (8800), als koufliute (8802) von Normandie (8804) ausgibt; Tristan schlüpft in ungefährliche Rollen, um etwaigen Verwicklungen aus dem Wege zu gehen — und diese Rollen sind eben dann am unverfänglichsten, wenn sie ein berufsmäßiges Aufsuchen fremder Länder ermöglichen. Dafür stehen nicht viele Rollen zur Verfügung — der Pilger (15 5 60 ff), der Kaufmann und der Spielmann (vgl. dazu die Kombination beider Rollen im als Kaufmann verkleideten Spielmann des König Rother). — Tristan ist der vom Meer Kommende, was wiederum die Spielmannsbzw. Kaufmannsrolle nahelegt; dazu: Ingrid Hahn, Raum und Landschaft in Gottfrieds Tristan, Medium Aevum, 3 (1963), S. 96–118. Um sein jeweiliges Kommen vom Meer zu erklären, nimmt Tristan der Listenreiche wechselweise die Rollen des Kaufmanns und des Spielmanns an. Vgl. auch: Wolfgang Mohr, “Tristan und Isold als Künstlerroman,” in Gottfried von Straßburg, hrsg. Alois Wolf, S. 248–279. Auch Mohr spricht von “Rollen, die Tristan bei seinem Inkognitospiel anzunehmen pflegt” (S. 252). — Grundsätzliche Kritik an Spiewok übte Hans Hugo Steinhoff, “Gottfried von Straßburg in ‘marxistischer’ Sicht: Bemerkungen zu einer neuen Tristan-Interpretation,” WiWo, 17 (1967), 105–113, bes. S. 108.

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  5. Daß das guot eine Rolle spielt, ist damit nicht geleugnet. Es ist aber, wie oben ausgeführt, nur zur angemessenen Abwicklung der Schwertleitenzeremonie nötig. — Nicht hingegen, oder nur in ganz bestimmtem, eingeschränktem Sinn (Tristan ist dadurch ständisch qualifiziert), ist “der Besitz Parmenies… materielle Voraussetzung zu Tristans Schwertleite,” Walter Mersmann, Der Besitzwechsel und seine Bedeutung in den Dichtungen Wolframs von Eschenbach und Gottfrieds von Straßburg, Medium Aevum, 22 (1971), S. 177. Für die Schwertleite ist lediglich Tristans Stellung als Herrscher Parmenies wichtig, materiellen Vorteil kann er daraus jetzt und später nicht schlagen.

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  6. Tristrams Saga, hrsg. Kölbing, S. 132; S. 27, 1 ff: Nach der Schwertbitte Tristrams heißt es: “Da sprachen alle grossen, die zu beiden Seiten des königs sassen, das gezieme ihm wohl zu tun; da bewilligte es ihm auch der könig und befahl, ihm eine rüstung herzurichten; diese rüstung, welche der könig ihm gab, war sehr gut, von reinem silber und gold war sie durchweg gefertigt und mit kostbaren steinen besetzt. Tristram wurden tapfere, stattliche, höfische und tüchtige ritter beigegeben; man befestigte Sporen an seine fuße aus reinem golde; das thaten zwei vasallen.” Darauf folgen der Ritterschlag, Markes Rede, sowie die Übergabe eines kostbar geschmückten Pferdes. Die in meiner Analyse als mit einer bestimmten Absicht durchkomponiert erkannten Partien sind also Gottfrieds Eigentum, ebenso alles Folgende bis 5012ff. Dazu auch: Felix Piquet, L’Originalité de Gottfried de Strasbourg dans son poème de Tristan et Isolde: Êtude de Littérature Comparêe, Travaux et Mémoires de l’Université de Lille. Nouvelle Série I. Droit-Lettres, 5 (1905), S.124–127.

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  7. Friedrich Ohly, “Vom geistigen Sinn des Wortes im Mittelalter,” ZfdA, 89 (1958/59), 1–23; auch Nachdruck, Libelli, 218 (1966), Zitzte hiernach. Für die in letzter Zeit ziemlich umfangreiche Literatur siehe: Hartmut Hoefer, Typologie im Mittelalter; GAG, 54 (1972); Peter Jentzmik, Zu Möglichkeiten und Grenzen typologischer Exegese in mittelalterlicher Predigt und Dichtung, GAG 112 (1973). Eine knappe Zusammenfassung und Darstellung der historischen Entwicklung dieser Auslegungstechnik findet sich bei Peter Rusterholz, “Hermeneutik,” in Grundlage der Literatur- und Sprachwissenschaft, hrsg. H.L.Arnold und V.Sinemus, I: Literaturwissenschaft, dtv Wissenschaftliche Reihe, 4226 (1973), S. 89–105, S. 512–515. — Die mittelalterlichen sprachtheoretischen Grundlagen hat jüngst dargelegt: Hennig Brinkmann, “Die Zeichenhaftigkeit der Sprache, des Schrifttums und der Welt im Mittelalter,” ZfdPh, 93 (1974), 1–11.

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  8. Dazu neuerdings: Walter Blank, Die deutsche Minneallegorie: Gestaltung und Funktion einer spätmittelalterlichen Dichtungsform, Germanistische Abhandlungen, 34 (1970), S. 7–44.

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  9. Gegen Ohly, “Vom geistigen Sinn,” S. 18: Gottfried ist nicht der erste, der in einer deutschsprachigen Dichtung Allegorese betreibt und einen weltlichen Text deutet. Sinnbildlich ausgelegt werden schon im Alexanderlied die Geschenke, die Darius dem Alexander schickt (Straßburger Alexander, 1438ff, Vorauer Alexander, 1039ff: Lamprechts Alexander, hrsg. Karl Kinzel, Germanistische Handbibliothek, 6 [1884]). — Hier wird geradezu versucht, “sich mit den Bildern handelnd zu übertrumpfen,” indem man der Deutung des Gegners eine Gegendeutung folgen läßt: Paul Böckmann, Formgeschichte der deutschen Dichtung I. Von der Sinnbildsprache zur Ausdrucks spräche: Der Wandel der literarischen Formensprache vom Mittelalter zur Neuheit, 2. Aufl. (1965), S. 78–100, Zitat S. 81. — Chrétien de Troyes benützt “überall dort, wo [er] nicht nur den feineren Stoffhunger seines Publikums befriedigen wollte,… sondern wo er einem anspruchsvolleren höfischen Geschmack an verfeinerter Gefühlsdarstellung und -zergliederung zu genügen bestrebt war, … [die] allegorische Methode”: Rainer Gruenter, “Bemerkungen zum Problem des Allegorischen in der dt. ‘Minneallegorie’,” Euphorion, 51 (1957), 2–22, S. 7. Herbert Kolb, “Der Minnen hus: Zur Allegorie der Minnegrotte in Gottfrieds Tristan,” in Gottfried von Straßburg, hrsg. Alois Wolf, S. 305–333, weist an französischen Dichtungen des späten 12. und frühen 13. Jhd. nach, daß “allegorische Minnedichtung mit dem Thema der maison d’amor schon um 1200 in Frankreich eine feste Tradition besaß” (S. 332). Diese Tradition konnte Gottfrieds Publikum bekannt gewesen sein.

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  10. Daß der Unfähigkeitstopos von Gottfried pervertiert wird, hat vor allem Friedrich Ohly, “Wolframs Gebet an den Heiligen Geist im Eingang des ‘Willehalm’,” in Wolfram von Eschenbach, hrsg. Heinz Rupp, Wege der Forschung, 57 (1966), S. 455–518, bes. S. 494 hervorgehoben. Es ist aber zu betonen, daß das Nicht-Ehrlich-Meinen schon im Topos selbst angelegt ist, genauso wie auch in der christlichen Demutsformel (Curtius, Europäische Literatur, S. 411). Dies übersieht Gerhard Strunk, Kunst und Glaube in der lateinischen Heiligenlegende: Zu ihrem Selbstverständnis in den Prologen, Medium Aevum, 12 (1970), S. 19, Anm. 25, bei seiner Kritik an Curtius. Natürlich ist in den Worten des Heiligen Paulus, die Curtius heranzieht, das “eigene Selbstverständnis” ausgesprochen. Aber das, was Curtius meint, ist auch vorhanden, nämlich ein gewisser Grad an affektierter Bescheidenheit. Paulus will und muß ja den Gemeinden gegenüber mit Autorität auftreten. Er ist Knecht Christi, aber in den Gemeinden hat er für Ordnung zu sorgen. Allerdings ist diese Implikation noch nicht so sehr dominant wie später in dem nur mehr topischen und das Gegenteil meinenden servus servorum Dei der Päpste. Diese Implikation übersteigert Gottfried im Gebrauch der Formel. Dazu auch Schulze, “Literarkritische Äußerungen,” S. 511, Fromm, “Tristans Schwertleite,” S. 337.

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  11. Fromm, “Tristans Schwertleite,” S. 344f; neuerdings Ottmar Carls, “Die Auffassung der Wahrheit im ‘Tristan’ Gottfrieds von Straßburg,” ZfdPb, 93 (1974), 11–31 S. 22, Anm. 36.

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  12. Am differenziertesten Rainer Gruenter, “Das wunnecliche tal,” Euphorion, 55 (1961), 341–404, bes. S. 397. Ferner: Alois Wolf, “Die Klagen der Blanscheflur: Zur Fehde zwischen Wolfram von Eschenbach und Gottfried von Straßburg,” in Gottfried von Straßburg, hrsg. A.Wolf, S. 392–413, bes. S. 405–410. Wolf hebt schon für diese Stelle Unterschiede zur sonst üblichen Gestalt des Topos hervor; auch: Tax, Wort, Sinnbild, Zahl, S. 120f. Die Ausgestaltung des Festortes als locus amoenus sowie die Herstellung des Bezuges zum Pfingstfest des Artus stammt von Gottfried, in der Quelle finden sich nur Andeutungen, die den Bezug zu Artus herstellende Zeitangabe fehlt: Tristrams Saga, hrsg. Kölbing, S. 7f; Piquet, L’Originalité, S. 66f. Peter W.Hurst, “The Evocation of Paradise in the Wiener Genesis and in Tristan,” in Studien zur frühmittelhochdeutschen Literatur: Cambridger Colloquium, hrsg. L.P.Johnson u.a. (1974), S. 215–234, ist für unseren Zusammenhang ohne Belang.

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  13. Ich betone hier, daß ich die Textstellen der Minnegrottenpartie ausschließlich zum Zweck der Untermauerung meiner These heranziehe. Auf das Problem der ere, des Existierens in der Gesellschaft, das sich m.E. gerade hier, v.a. 16877, auftut, gehe ich nichtein, ebensowenig auf die Funktion der Minnegf otte und auf die Frage nach Dauer oder Vergänglichkeit des dargestellten Minneideals. Dazu neuerdings Herbert Herzmann, “Warum verlassen Tristan und Isolde die Minnegrotte? Zu Gottfrieds Tristan,” Euphorion, 69 (1975), 219–228.

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  14. Wieweit man hier von Gesellschaftssurrogat (Langer, “Der ‘Künstlerroman’ Gottfrieds,” S. 41, vgl. S. 28–31; auch: Hahn, Raum und Landschaft, S. 138–142) sprechen muß bzw. wieweit durch eine solche Deutung der Funktion des Lustortes der Text überfordert wird (Fromm, “Besprechung von I.Hahn, Raum und Landschaft …,” in Gottfried von Straßburg, hrsg. Alois Wolf, S. 414–423, S. 422) muß in diesem Zusammenhang ebenfalls unerörtert bleiben. Eine denkbare Lösung bietet, trotz aller Vorbehalte gegen seine Vorgarigsweise und den Großteil seiner Thesen, Klaus Peter, “Die Utopie des Glücks: Ein neuer Versuch über Gottfried von Straßburg,” Euphorion 62 (1968), 317–344, bes. S. 343, Anm. 68.

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  15. Steinhoff, Bibliographie, S. 35f. Dazu neuerdings Dieter Welz, “The Spirit of Adventure in Middle High German Romances of the Arthurian Cycle (Hartmann von Aue and Gottfried von Straßburg),” English Studies in Africa, 16 (1973), 77–86. Zum Verhältnis des Tristan-Stoffes zu Artusroman und Artus-Stoff: Joan M. Ferrante, The Conflict of Love and Honor: The Medieval Tristan Legend in France, Germany, and Italy, De proprietatibus litterarum. Series practica, 78 (1973), S. 11–23. Zur Konstellation in der altfranzösischen Dichtung Köhler, Ideal und Wirklichkeit, S. 139–180; neuerdings: Rudolf Baehr, “Chrétien de Troyes und der Tristan,” Sprachkunst, 2 (1971), 43–58.

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  16. Klaus Speckenbach, Studien zum Begriff ‘edelez herze’ im Tristan Gottfrieds von Straßburg, Medium Aevum, 6 (1965), S. 61. Zum Problem auch: Maria Bindschedler, “Gottfried von Straßburg und die höfische Ethik,” PBBjHalle, 76 (1955), 1–38, bes. S. 28–38; dazu kritisch: Friedrich Ohly, “Besprechung von: Maria Bindschedler, Gottfried von Straßburg und die höfische Ethik,” AfdA, 68 (1955/56), 119–130. Auf neuerdings geäußerte Ansichten zur Frage der edelen herben gehe ich an anderem Ort demnächst ein: Kunzer, The Tristan of Gottfried von Straßburg, S. 17–33; Günter Eifler, “Publikumsbeeinflussung im strophischen Prolog zum Tristan Gottfrieds von Straßburg,” in Festschriftfür Karl Bischoff zum 70. Geburtstag, hrsg. G.Bellmann, G.Eifler, W.Kleiber (1975), 357–389, bes. S. 380f und 388f.

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  17. Kurt Ruh, Höfische Epik des deutschen Mittelalters I: Von den Anfängen bis zu Hartmann von Aue, Grundlagen der Germanistik, 7 (1967), S. 22.

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  18. Dies gilt jedenfalls für den Erec. Ob man die Tatsache, daß im Iwein “Laudine als Minneherrin ihren eigenen Bereich behauptet,” mit Ruh, Höfische Epik, I, 156 dahingehend deuten kann, daß “Minne provencalischer Provenienz, auch in der Bindung an die Ehe … keinen Einklang mit der Gesellschaft” duldet, ist ungewiß. Keinesfalls liegt ein offen gestalteter Bruch vor. Die Ehe Laudine-Iwein ist gesellschaftlich sanktioniert, das Minneverhältnis hat Iwein zu sozialen Taten geführt. Viel eher möchte ich Zweifel an Hartmanns Ernsthaftigkeit überhaupt akzeptieren, etwa aus dem viel stärker Märchenhaften im Vergleich zum Erec, das bisweilen hart ans Komische streift; dazu neuerdings: Alois Wolf, “Erzählkunst und verborgener Schriftsinn: Zur Diskussion um Chrétiens Yvain und Hartmanns Iwein,” Sprachkunst 2 (1971), 1–42.

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  19. Diesen Aspekt hat jüngst auf sprachphilosophischer Basis herausgearbeitet Harold Dickerson Jr., “Language in Tristan as a Key to Gottfried’s Conception of God,” ABäG, 3 (1972), 127–145, S. 135: “God intercedes because his will conforms not to a moral but to a linguistic law, and Tristan stands on the side of language … Morolt never had a chance.” Diesbezüglich ist Gott ein deus in machina (S. 136). Ähnlich wenn auch noch nicht so prägnant, bereits W.Schwarz, Gottfrieds von Straßburg Tristan und Isolde (1955), bes. S. 6 und 9.

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  20. Das Märchenmotiv des Drachenkampfes entspricht zwar der Atmosphäre einer höfischen Aventiure, kann aber mit Jackson, “Der Künstler Tristan,” S. 299 kurz abgetan werden: “Die Geschichte vom Drachen ist beinahe eine Travestie solcher Angelegenheiten, wie sie in höfischen Romanen vorkommen, denn Tristan tötet den Drachen ohne diese Tat als Minnedienst aufzufassen.” Dazu kommt noch, daß es ausgerechnet ein Truchseß mit ausgesprochen Keie-ähnlichen Zügen (als negativ und parodistisch gesehene Ordnungshüterfigur) ist, der als Rivale Tristans auftritt. Dazu: Jürgen Haupt, Der Truchseß Keie im Artusroman: Untersuchungen zur Gesellschaftsstruktur im höfischen Roman, PhilStQu, 57 (1971), S. 66f. — Die Gandin-Episode spielt ein aus der Artusdichtung bekanntes und normalerweise kampferzeugendes Motiv (vgl. etwa Iwein 4528–4726) aus der Sphäre des Kampfes hinaus: Tristan gewinnt Isolde für Marke zurück, aber nicht durch einen Kampf, sondern durch seine Musik, wie er überhaupt nicht durch seine ritterliche Tüchtigkeit, sondern “allein durch die Musik” — und List (Jackson, “Der Künstler Tristan,” S. 292) vorankommt.

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  21. Walter Weiss, Thomas Manns Kunst der sprachlichen und thematischen Integration, Beihefte zum WiWo, 13 (1964). Die dort auf S. 7 für Thomas Mann festgestellten “gegensätzlichen Tendenzen: auf der einen Seite die ausgeprägte Liebe zum ‘Detail’ … scharfe Beobachtung und eine große Kunst der Charakterisierung; auf der anderen Seite die Ausrichtung und Beschränkung auf wenige durchgehende und beherrschende, ja fast monoton wiederkehrende Grundthemen und Grundmotive” können, wenn auch nicht in so starker Ausprägung, auch für Gottfried festgehalten werden. Und wenn “die Vielgestalt und die Einheit von Thomas Manns Werk” sich als “Variation des Identischen, Identität des Vielförmigsten” beschreiben läßt (S. 100), steht Gottfrieds Technik davon gar nicht weit weg. Die Untersuchung allerdings, die für Gottfried systematisch die sprachliche Form der “thematischen Integration” nachprüft, steht noch aus: Ansätze dazu finden sich z.B. bei Tax, Wort, Sinnbild, Zahl; neuerdings auch: Lucy G. Collings, “Structural Prefiguration in Gottfried’s Tristan,” JEGPh, 73 (1973), 378–389; John S.Anson, “The Hunt of Love: Gottfried von Strassburg’s Tristan as a Tragedy,” Speculum, 45 (1970), 594–607; Peter K. Stein, “Formaler Schmuck und Aussage im ‘strophischen’ Prolog zu Gottfrieds von Straßburg Tristan,” Euphorion, 69 (1975), 371–387.

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Stein, P.K. Tristans Schwertleite Zur Einschätzung ritterlich-höfischer Dichtung durch Gottfried von Straßburg. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 51, 300–352 (1977). https://doi.org/10.1007/BF03376306

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