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Zusammenfassung

Mit Leibniz beginnt in den Bibliotheken die lange Geschichte der Verdrängung rhetorischer Wissensordnungen zugunsten eines Kalküls, der die Elemente des Wissens berechenbar machen wollte und in der virtuellen Bibliothek realisiert scheint. Daß aber in den Datenbanken nichts Relevantes mehr gefunden werden kann, ist das Menetekel der seit Lcibniz betriebenen Verfahrenstechnik des Wissens, die uns in der Befreiung von Irrelevantem eine technisch verfügbare Präsenz des Wissens versprach. Nach ihrem Scheitern bleibt einzig der Rückgang auf rhetorische Ordnungen des Wissens, wie sie in den Bibliotheken immer schon aufgebaut wurden.

Abstract

The displacement of the libraries’ old rhetorical order of knowledge with a calculus whose promises seem to be fulfilled in our modern ‘virtual’ libraries was initiated by Leibniz. But the portent is already visible today: instead of freeing us from redundant knowledge and giving us instant access to every truth, it is becoming more and more difficult to acquire relevant and reliable information. If the calculus is doomed to failure, the only key to solve the problems of information lies in the rhetorical order that libraries have always provided.

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Jochum, U. Die Bibliothek als locus communis. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 72 (Suppl 1), 14–30 (1998). https://doi.org/10.1007/BF03375514

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